Ray Bradbury: Das
Böse kommt auf leisen Sohlen (Something Wicked This Way Comes)
Bewertung: B
Der Zirkus, der an einem schwülen Sommertag in das verschlafene
Städtchen Green Town kommt, hält eine ganz besondere Attraktion für
Will und Jim, zwei dreizehnzehnjährige Jungen, bereit: ein
Karussell, das nach Wunsch älter oder jünger macht, je nachdem, ob
man vorwärts oder rückwärts fährt. Die Versuchung ist groß, doch mit
dem Zirkus schleicht sich auch das Böse in die Stadt. Jim und Will
scheinen die Einzigen zu sein, die Mr. Dark und seine Absichten
durchschauen, ihnen kommt es zu, ihre Stadt vor ihm und seinem
Zirkus zu retten.
Ray Bradbury, dem hierzulande das Etikett des Science-Fiction-Autors
anhaftet, hat eigentlich hauptsächlich Fantasy geschrieben. Die
Handlung von Das Böse kommt auf leisen Sohlen, das als Klassiker der
Fantasyliteratur gilt, beginnt wie viele fantastische Geschichten
völlig "normal", und wie der Titel es verspricht, sickert langsam,
aber stetig das Unheimliche, Böse in das Geschehen ein. Bradburys
Stil ist für mich gewöhnungsbedürftig, ich kann ihn normalerweise
nur in kleinen Dosen vertragen, doch das Buch ist spannend und mit
knapp 300 Seiten kurz genug, um keine "Überdosis" zu bewirken.
Roger
Highfield: The Science of Harry Potter
Bewertung: B
Was haben Magie und Wissenschaft miteinander zu tun? Roger Highfield
erklärt es in seinem Buch, wobei die Parallelen, die er zieht,
manchmal etwas weit hergeholt erscheinen. So ist The Science of
Harry Potter eher ein populärwissenschaftliches Buch, das ein sehr
breites Spektrum der Naturwissenschaften abdeckt, wobei die Themen
zum Teil nur angerissen werden und kaum in die Tiefe gehen (können).
Es enthält u. a. Ausflüge in die Mythologie, die Medizin, die Optik,
die Paläontologie und die Alchemie. Mythos und Wissenschaft sind in
der Tat bisweilen enger miteinander verwoben, als man denkt, und
einige Wissenschaftsdisziplinen sind bekanntlich aus "mysthischem"
Eifer hervorgegangen.
Alles in allem eine unterhaltsame Lektüre, die zwar viel Bekanntes
aufgreift, es aber unter einem Aspekt betrachtet, der zumindest
ungewöhnlich ist.
Connie Willis:
Lincoln's Dreams (Lincolns Träume)
Bewertung: B+
Annie ist eine junge Frau, die von seltsamen Alpträumen geplagt
wird, weshalb sie sich in psychiatrischer Behandlung befindet. Auf
einer Party anlässlich des Erscheinens eines neuen Romans über den
amerikanischen Bürgerkrieg lernt sie Jeff Johnston kennen, einen
jungen Historiker, der als Romanrechercheur arbeitet. Er beginnt,
sich für Annie zu interessieren, als ihm klar wird, dass ihre Träume
mehr sind als die nächtliche Aufarbeitung des Gehirns der Ereignisse
des Tages. Annie träumt seiner Ansicht nach die Träume anderer, die
versprechen, ihm bei der Aufklärung einiger brennender Geheimnisse
der Vergangenheit zu helfen.
Connie Willis, die deutschen Lesern vor allem durch ihre
Zeitreisebücher Die Jahre des Schwarzen Todes und
Die Farben der Zeit
bekannt ist, bewegt sich in Lincolns Träume auf ganz anderem
Terrain. Der für ihre Verhältnisse sehr kurze Roman lässt kaum etwas
zu wünschen übrig, die Figuren sind für die Kürze gut ausgearbeitet
und die Handlung steuert kontinuierlich auf den Höhepunkt zu. Als
etwas störend empfand ich lediglich die Passagen aus Brouns
Bürgerkriegsroman, die nur unwesentlich zur Geschichte beitrugen.
Das mag aber auch daran liegen, dass dieser Abschnitt der
amerikanischen Geschichte mich nicht besonders interessiert. Dem
generellen Lesevergnügen hat dieser Tatbestand jedoch keinen Abbruch
getan.
Robert Silverberg: Zeit der Wandlungen
Bewertung: B-
siehe ausführliche Kritik
Orson Scott Card: Ender's Game (Das große Spiel)
Bewertung: B+
siehe ausführliche Kritik
Stephen Donaldson: Lord Foul's Bane (Der Fluch
des Verächters)
The Chronicles of Thomas Covenant the Unbeliever #1
Bewertung: F
siehe ausführliche Kritik
Pierre Pelot: Das keltische Grab (Brocéliande)
Bewertung: E
siehe ausführliche Kritik
Hörbücher:
J. K. Rowling: Harry Potter and the Half-Blood
Prince
Ungekürzte Lesung von Stephen Fry
Bewertung: A
Ingrid Noll: Der Hahn ist tot
Ungekürzte Lesung von Silvia Jost
Bewertung: B+
Rosemarie Hirte, eine etwas altjüngferliche alleinstehende Frau
mittleren Alters, verliebt sich auf einer Autorenlesung unsterblich
in den Verfasser eines drittklassigen Gedichtbandes. Die
Bekanntschaft führt dazu, dass sie Seiten an sich entdeckt, von
denen sie vorher nichts geahnt hat. Um sie herum beginnen die Toten
sich zu türmen, doch niemand käme auf die Idee, die unschuldig
wirkende Rosemarie zu verdächtigen.
Kein Krimi zum Mitraten, sondern eine Exkursion in die Abgründe der
menschlichen Psyche, die uns zu verstehen gibt, dass in jedem von
uns ein Mörder schlummern kann, der sich bei passender Gelegenheit
manifestiert. Silvia Josts Stimme passt ebenso wie bei Die
Apothekerin gut zum Grundton des Buches. Eines der besseren
Hörbücher, die ich in den letzten Monaten gehört habe.
John Le Carré: The Constant Gardener
Gekürzte Lesung von John Le Carré
Bewertung: B
Nachdem ich Anfang 2006 die Verfilmung von Le Carrés Thriller Der
ewige Gärtner gesehen habe, wurde ich neugierig auf das Buch.
Eigentlich halte ich nicht allzu viel von Autorenlesungen, da ihnen
oft die stimmliche Ausdruckskraft fehlt, was den Vortrag wie einen
Schülerlesewettbewerb klingen lässt, Le Carré ist aber
erfreulicherweise die Ausnahme von der Regel, selbst wenn ich mir
insgesamt etwas mehr stimmliche Variation für diese Geschichte
gewünscht hätte. Bei einer Länge von vier Kassetten ist noch genug
Raum für Charakterentwicklung und alle wichtigen Handlungsfäden,
alles in allem eine gelungene, wenn auch keine herausragende
Produktion. |