Stephen Donaldson

Lord Foul's Bane

Der Fluch des Verächters

Die Chroniken von Thomas Covenant, 1. Zyklus, 1. Buch

Monikas Meinung

Diese Kritik bezieht sich auf das amerikanische Original.

Als der Bestsellerautor Thomas Covenant an Lepra erkrankt, verlässt ihn seine Frau mit ihrem gemeinsamen Sohn. Covenant verbringt viele Monate in einer Lepraklinik, wo er mit seinem Schicksal hadert. Nach seiner Entlassung versucht er mehr oder weniger halbherzig, Ordnung in sein verpfuschtes Leben zu bringen, doch in der Gesellschaft, in der er lebt, sind Leprakranke Ausgestoßene, die von allen gemieden werden. Seine Situation scheint hoffnungslos. Als er von einem Auto angefahren wird, kommt er nicht im Krankenhaus, sondern in einer Parallelwelt wieder zu sich, wo er für eine zurückgekehrte Legendengestalt gehalten und in Ehren aufgenommen wird.

Bis zu diesem Punkt fand ich die Geschichte interessant. Donaldson hat mit Covenant keinen gefälligen Protagonisten geschaffen, mit dem jeder sich leicht identifizieren kann, obwohl Covenants Reaktion auf seine Lage keineswegs unrealistisch ist. Nicht jeder überwindet heroisch alle Schwierigkeiten und bekommt sein Leben trotz aller Widrigkeiten wieder in den Griff. Von dem Punkt an, wo Covenant in Fantasyland ankommt, liest Der Fluch des Verächters sich jedoch wie ein Tolkienverschnitt. Dem Autor fällt nichts Besseres ein, als seinen Helden über die Landkarte zu scheuchen, die am Anfang des Buches zu finden ist, ohne dass dem Leser Sinn und Zweck dieser Expedition wirklich klar wird. Auf mich wirkte es die ganze Zeit wie: "Seht mal her, wie cool die Welt ist, die ich mir ausgedacht habe!" - Covenants vermeintliche Abenteuer haben bei mir lediglich gepflegte Langeweile bewirkt. Abgesehen davon, dass er kurz nach seiner Ankunft in Fantasyland seine Retterin vergewaltigt, was ihn in den Augen vieler Leser nicht unbedingt liebenswerter machen dürfte, passiert wenig Aufregendes, jedenfalls nicht in den ersten zwei Dritteln des Romans, bevor ich die Lektüre aufgegeben habe.

Donaldsons Stil animierte mich ebenso wenig zum Weiterlesen wie das Fehlen einer interessanten Handlung, doch wer Tolkiens gestelzte Dialoge und seine seltsamen Namen mag, wird vermutlich auch Donaldson mögen. Ich hatte allerdings bald Probleme, die Nebenfiguren auseinander zu halten, da keine von ihnen über besonders großen psychologischen Tiefgang verfügte.

Während Covenant von einem Riesen durch die Gegend geschleppt wird (warum musste ich dabei nur ständig an Pippins und Merrys Begegnung mit Treebeard in Die zwei Türme denken?), wird der Leser mit allen möglichen nicht unmittelbar relevanten Hintergrundinformationen förmlich überschüttet, die die Geschichte zu einem Schneckentempo verlangsamen und zeitweise völlig zum Stillstand bringen. Selbst die Lieder, die mich schon im Herrn der Ringe genervt haben, fehlen in diesem Epos nicht. Nach gut zwei Dritteln habe ich die Lektüre daher aufgegeben und werde wohl nie erfahren, wie Covenant Lord Foul zur Strecke bringt.

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Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 15. Juni 2006

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