Als der Bestsellerautor Thomas Covenant an Lepra
erkrankt, verlässt ihn seine Frau mit ihrem gemeinsamen Sohn.
Covenant verbringt viele Monate in einer Lepraklinik, wo er mit
seinem Schicksal hadert. Nach seiner Entlassung versucht er mehr
oder weniger halbherzig, Ordnung in sein verpfuschtes Leben zu
bringen, doch in der Gesellschaft, in der er lebt, sind Leprakranke
Ausgestoßene, die von allen gemieden werden. Seine Situation scheint
hoffnungslos. Als er von einem Auto angefahren wird, kommt er nicht
im Krankenhaus, sondern in einer Parallelwelt wieder zu sich, wo er
für eine zurückgekehrte Legendengestalt gehalten und in Ehren
aufgenommen wird.
Bis zu diesem Punkt fand ich die Geschichte
interessant. Donaldson hat mit Covenant keinen gefälligen
Protagonisten geschaffen, mit dem jeder sich leicht identifizieren
kann, obwohl Covenants Reaktion auf seine Lage keineswegs
unrealistisch ist. Nicht jeder überwindet heroisch alle
Schwierigkeiten und bekommt sein Leben trotz aller Widrigkeiten
wieder in den Griff. Von dem Punkt an, wo Covenant in Fantasyland
ankommt, liest Der Fluch des Verächters sich jedoch wie ein
Tolkienverschnitt. Dem Autor fällt nichts Besseres ein, als seinen
Helden über die Landkarte zu scheuchen, die am Anfang des Buches zu
finden ist, ohne dass dem Leser Sinn und Zweck dieser Expedition
wirklich klar wird. Auf mich wirkte es die ganze Zeit wie: "Seht mal
her, wie cool die Welt ist, die ich mir ausgedacht habe!" -
Covenants vermeintliche Abenteuer haben bei mir lediglich gepflegte
Langeweile bewirkt. Abgesehen davon, dass er kurz nach seiner
Ankunft in Fantasyland seine Retterin vergewaltigt, was ihn in den
Augen vieler Leser nicht unbedingt liebenswerter machen dürfte,
passiert wenig Aufregendes, jedenfalls nicht in den ersten zwei
Dritteln des Romans, bevor ich die Lektüre aufgegeben habe.
Donaldsons Stil animierte mich ebenso wenig zum
Weiterlesen wie das Fehlen einer interessanten Handlung, doch wer
Tolkiens gestelzte Dialoge und seine seltsamen Namen mag, wird
vermutlich auch Donaldson mögen. Ich hatte allerdings bald Probleme,
die Nebenfiguren auseinander zu halten, da keine von ihnen über
besonders großen psychologischen Tiefgang verfügte.
Während Covenant von einem Riesen durch die Gegend
geschleppt wird (warum musste ich dabei nur ständig an Pippins und
Merrys Begegnung mit Treebeard in Die zwei Türme denken?),
wird der Leser mit allen möglichen nicht unmittelbar relevanten
Hintergrundinformationen förmlich überschüttet, die die Geschichte
zu einem Schneckentempo verlangsamen und zeitweise völlig zum
Stillstand bringen. Selbst die Lieder, die mich schon im Herrn der
Ringe genervt haben, fehlen in diesem Epos nicht. Nach gut zwei
Dritteln habe ich die Lektüre daher aufgegeben und werde wohl nie
erfahren, wie Covenant Lord Foul zur Strecke bringt. |