Robert Silverberg

Zeit der Wandlungen

A Time of Changes

Goldmann Taschenbuch 1998

Monikas Meinung

Diese Kritik bezieht sich auf die deutsche Übersetzung von Bernd Holzrichter.

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Der 1971 mit dem Nebula Award ausgezeichnete Roman spielt in ferner Zukunft auf dem Planeten Borthan, wo es den Nachkommen der menschlichen Siedler nicht erlaubt ist, ihre Gefühle auszudrücken und sich selbst als Individuen zu bezeichnen. Die Pronomen "ich" und "mein" müssen durch die unpersönliche dritte Person umschrieben werden, was die Kommunikation verkompliziert. Lediglich den Reinigern, einer Mischung aus Beichtvater und Psychiater, darf man sein Innerstes offenbaren.

Erzählt wird die Geschichte von Kinnall Darival, der sich auf der Flucht befindet, nachdem ein Reisender von der Erde ihn mit einer Droge bekannt gemacht hat, die es ermöglicht, demjenigen, mit dem zusammen man sie einnimmt, seine Seele zu öffnen.

Das Erste, was mir an diesem Klassiker der Science-Fiction-Literatur auffiel, war Silverbergs altmodische Art, seine Geschichte zu erzählen, die mich eher an die Schriftsteller des 19. Jahrhunderts erinnerte als an moderne Autoren, obwohl erst 35 Jahre seit dem Erscheinen des Buches vergangen sind. Die Rahmenerzählung, in der ein Ich-Erzähler auf sein Leben zurückblickt, indem er es für die Nachwelt aufschreibt, ist zudem eine Form, die heutzutage besonders "antiquiert" wirkt. Die Dialoge sind spärlich gesät, man hört über Gespräche, hat jedoch nur selten Anteil an ihnen. Die Absätze erstrecken sich oft über eine ganze Seite oder mehr, was den Eindruck vermittelt, dass es nur langsam vorwärts geht.

Kinnalls Geschichte hat durchaus Potenzial, Silverberg hat mit ihm einen Protagonisten geschaffen, der mich trotz aller Vorbehalte gegen den Grundton des Romans die Seiten umblättern ließ, weil ich wissen wollte, wie die Sache für ihn ausgeht. Die Welt, die er beschreibt, ist indessen wenig innovativ: Die Menschen fahren mit Wagen, die das Äquivalent unserer Autos zu sein scheinen, auch wenn dies nicht explizit gesagt wird, und der Gipfel der Kommunikationstechnik ist nach wie vor das Telefon. Die beschriebene Gesellschaftsform erinnert stark an Feudalismus. Man hat den Eindruck, dass die Menschheit sich nicht nur nicht weiterentwickelt, sondern sogar Rückschritte gemacht hat.

Das allgemeine Setting entspricht eher dem, was man von einem Fantasyroman erwarten würde, allerdings fehlt die Magie als typisches Fantasy-Element. Wissenschaftliche Bezüge, die in meinen Augen das A und O von Science-Fiction ausmachen, sucht man vergeblich. Kein wirklich enttäuschendes Buch, doch auch keines, das meinen Erwartungen an einen Nebula-Gewinner gerecht wird.

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Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 15. Juni 2006

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