Still Life With Crows
Ritual
Warner Books, 2004
ISBN 0-446-61276-6
Diese Kritik bezieht sich auf das amerikanische Original. Die
deutsche Übersetzung erscheint im Herbst 2004.
Monikas Meinung:
Medicine Creek ist ein verschlafenes Nest wie viele andere auch, es
ist nichts los, die Jugend flüchtet unmittelbar nach Abschluss der High
School, und die Tropfsteinhöhlen locken nicht annähernd genug Besucher
an, um das Städtchen zu einer Touristenattraktion zu machen. Doch nun
will man der Gemeinde zumindest zu einer gewissen Bedeutung verhelfen,
sie soll zum "Testlabor" für gentechnisch veränderten Mais
werden. Welchen Umfang dieses Projekt hat, dämmert den Bewohnern nur
langsam. Doch dann wird ihre Aufmerksamkeit von einem grausamen
Verbrechen in Anspruch genommen, das auf einen Ritualmord schließen
lässt. In diesem Ort, wo jeder jeden kennt, ist nur eine
Schlussfolgerung möglich, nämlich dass der Täter ein Auswärtiger
ist.
Noch während der Tatort gesichert wird, taucht dort ein Mann auf,
der sich als Special Agent Pendergast vom FBI vorstellt. Sheriff Hazen
ist ratlos: Was kann das FBI veranlasst haben, einen Beamten nach
Medicine Creek zu schicken? Noch dazu sofort, nachdem das Verbrechen
entdeckt wurde? Pendergast quartiert sich in der einzigen Pension des
Ortes ein, bei Winifred Kraus, einer etwas schrulligen alten Dame, die
auch für die Führungen durch die Tropfsteinhöhlen zuständig ist.
Außerdem engagiert er Corrie Swanson, eine High-School-Schülerin, als
Chauffeur. Das Höhlensystem führt ihn schließlich auf die Spur eines
dunklen Geheimnisses ...
Ritual ist der vierte Roman des Autorenpaars, in dem Special
Agent Pendergast die tragende Rolle spielt. Anders als in Relic,
Attic und Formula
begleitet der Leser ihn jedoch nicht durch die großartige Kulisse von
New York, sondern in eine unscheinbare, eher langweilige Kleinstadt, die
zunächst nicht allzu viel zu bieten hat. Der "unheimliche
Faktor" entfaltet sich in diesem Buch nur langsam; was es
letztendlich unheimlich macht, ist die Tatsache, dass die Autoren
diesmal mit einer Geschichte aufwarten, die grundsätzlich im Bereich
des Möglichen liegt, allerdings soll an dieser Stelle nicht zu viel
verraten werden. Es dauert bis zur letzten Seite, bis alle losen Enden
wirklich verknüpft werden.
Die Charakterentwicklung, die Formula unter anderem so
lesenswert machte, blieb diesmal leider etwas auf der Strecke. Von den
neuen Figuren war lediglich Corrie Swanson etwas besser ausgearbeitet,
alle anderen waren mehr oder minder Statisten. Über Pendergast selbst
erfährt der Leser ebenfalls nichts Neues, der Roman konzentriert sich
auf die Aufklärung der Morde, wobei der Spannungsbogen zwar langsam und
kontinuierlich aufgebaut wird, jedoch nicht im selben Maße wie in Formula.
Ritual ist trotz alledem solide Unterhaltung, die die Fans von
Preston und Child nicht enttäuschen wird. |
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Monika
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