The Cabinet of Curiosities
Formula - Tunnel des Grauens
Warner
Books 2003
ISBN
0-446-61123-9
Diese Kritik bezieht sich auf das amerikanische Original.
Monikas Meinung:
Bei Bauarbeiten in New York wird ein Beinhaus entdeckt, das
die Leichen diverser Mordopfer enthält, die vor über hundert Jahren dort
versteckt wurden. Um festzustellen, ob es sich dabei um eine archäologisch
wertvolle Fundstätte handelt, wird die Archäologin Nora Kelly herbeigeholt, die
nach ihrer Expedition zu den Anasazi (siehe Thunderhead)
am Naturkundemuseum New York um neue Forschungsgelder kämpft.
Es stellt sich heraus, dass alle Opfer auf sehr spezielle
Art und Weise getötet wurden, und kurze Zeit später erscheint ein
Nachahmungstäter auf der Bildfläche, der die Stadt New York in Angst und
Schrecken versetzt. Bill Smithback, der Journalist, dem wir bereits in Relic und Thunderhead begegnet sind, hat ihn angeblich durch seinen Artikel
inspiriert. Jedenfalls muss er sich mit derartigen Vorwürfen herumschlagen und
beginnt, die Angelegenheit näher zu recherchieren. Beim FBI wurde Special Agent
Pendergast mit dem Fall betraut, der den Lesern aus Relic und Reliquary
ebenfalls noch in guter Erinnerung sein dürfte. Es stellt sich heraus, dass
sich in dem Gebäude, in dem die Mordopfer entdeckt wurden, einst ein so
genanntes "Kuriositätenkabinett" befand, das vor langer Zeit durch
einen Brand zerstört worden war. Doch welcher Zusammenhang besteht zwischen den
Morden aus dem 19. Jahrhundert und denen, die mehr als hundertzwanzig Jahre
später nach demselben Muster begangen werden?
Mit Formula ist es
dem Autorenduo Preston/Child gelungen, einen Roman mit ähnlich dichter
Atmosphäre wie Relic zu produzieren,
etwas, worauf ich vor allem nach dem enttäuschenden Ice Ship kaum noch zu hoffen gewagt hatte. Auch wenn die Handlung
etwas langsamer in Gang kommt als bei Relic, baut die Spannung sich
kontinuierlich auf und fällt zwischendurch nur äußerst selten ab, bis sie kurz
vor dem Finale fast unerträglich wird. Ein paar überraschende Wendungen tragen
nur dazu bei, den Leser in Atem zu halten. Wenn ich bis ungefähr zur Hälfte des
Buches noch das Gefühl hatte, einen ganz "normalen" Krimi zu lesen,
änderte sich das schlagartig, als die für Preston und Child typische
"übernatürliche" Komponente ins Spiel kam. Auch wenn ich
diesbezüglich eine gewisse Erwartungshaltung hatte, haben sie es doch geschafft
mich zu überraschen, was auch für die Charakterentwicklung von Pendergast gilt,
die ziemlich unerwartet kam. Die wechselnde Erzählperspektive, die den Leser
die Ereignisse einmal aus Pendergasts, Kellys oder Smithbacks Sicht erleben
lässt, ist in diesem Fall eine echte Bereicherung, abgesehen von der
originellen Idee, Figuren aus verschiedenen Büchern zusammenzubringen, was mir
gut gefallen hat. Auch Nora Kelly, die in Thunderhead
noch etwas blass und eindimensional wirkte, wird hier endlich zur voll
entwickelten, dreidimensionalen Figur.
Der ganz besondere Reiz von Formula besteht für mich indessen darin, dass es wie Relic vor der Kulisse des
American
Museum of Natural History, des größten naturhistorischen Museums der Welt,
spielt. Wer sich für Naturgeschichte begeistert, wird zumindest an diesem
Aspekt des Buches Gefallen finden, der sich auch in Form des
Kuriositätenkabinetts als zentrales Thema durch den Roman zieht. Viele
Naturkundemuseen sind auf der Grundlage solcher
"Kuriositätensammlungen" entstanden, die meist von exzentrischen,
reichen Menschen zusammengetragen wurden. Eines der Highlights von Formula ist sicher der Besuch der
Sammlung, die den Originaltitel geliefert hat.
Den Autoren ist mit diesem Buch eine sehr gelungene Mischung
aus Krimi, Horror und Sciencefiction geglückt, die die Herzen all ihrer Fans
höher schlagen lassen dürfte. Wer schwache Nerven hat, sei jedoch gewarnt,
unblutig geht es auch diesmal nicht ab, auch wenn der "Gruselfaktor"
insgesamt etwas niedriger ist als bei Relic.
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Monika
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