  
Reliquary
Attic
Diese Kritik bezieht sich auf das amerikanische Original.
Monikas Meinung: 
Nun ist sie auch auf Deutsch erschienen, die erwartete, unvermeidliche Fortsetzung von RELIC. Fast zwei Jahre ist es her,
dass im American Museum of Natural History ein der
Wissenschaft vorher gänzlich unbekanntes Wesen erlegt wurde, nachdem es unter den
Besuchern einer Sonderausstellung und Museumsangehörigen ein Blutbad angerichtet
hatte.
Der Kadaver wurde damals beschlagnahmt, und nichts von den Vorfällen drang an die
Öffentlichkeit. Nun scheinen die Morde von neuem zu beginnen, in den U-Bahn-Schächten
von New York werden immer wieder seltsam verstümmelte Leichen gefunden...
Das Fortsetzungsyndrom, das Michael Crichtons VERGESSENE WELT
kennzeichnet, hat auch ATTIC befallen. Es scheint ungemein schwierig zu sein, bei
Fortsetzungen die Qualität der ursprünglichen Geschichte noch einmal zu erreichen. Im
Gegensatz zu RELIC braucht ATTIC sehr viel mehr Zeit, um überhaupt in Gang zu kommen.
Während beim ersten Teil gleich zu Beginn seltsame Begebenheiten den Leser fesseln,
präsentiert Teil 2 sich zunächst eher wie eine banale Kriminalgeschichte. Es werden zwei
Leichen aus dem Hudson River gefischt, was in einer Stadt wie New York kein besonderes
Vorkommnis ist. Erst einige Kapitel später erfährt man, dass sie seltsame
Knochenanomalien aufweisen. Wer im Gedenken an den Epilog von RELIC mit Spannung darauf
wartet, Gregory Kawakita wiederzubegegnen, wird zunächst einmal enttäuscht. Die
Leichenfunde bringen indessen die inzwischen promovierte Anthropologin Margo Green wieder
ins Spiel, die vom FBI bei der Aufklärung der Mordfälle um Hilfe gebeten wird.
Es ist sicherlich in erster Linie Geschmacksache, ob man einen Kriminalroman bevorzugt
oder einen Science Fiction-Thriller mit mehr oder weniger unrealistischen Elementen. Wem
bei RELIC vor allem die Science Fiction-Komponente gefallen hat, der wird von ATTIC
ziemlich enttäuscht sein, da es sich dabei viel mehr um einen Krimi handelt. Der
Schauplatz ist zwar auch diesmal ungewöhnlich, kann aber nicht die besondere Atmosphäre
eines großen naturhistorischen Museums ersetzen. Der Schluss mag etwas überraschend
sein, hat bei mir jedoch eher den Eindruck hinterlassen, dass den Autoren nichts wirklich
Originelles eingefallen ist, um die Geschichte zu einem plausiblen Ende zu bringen. Schade
eigentlich, denn hier wurde eine Menge Potential verschenkt.
Fazit: Nicht gänzlich misslungen, aber man hätte vielleicht mehr aus der Geschichte
machen können. Wer sowieso eine Abneigung gegen Fortsetzungen hat, sollte sich die
Lektüre vielleicht schenken. Wer jedoch (wie ich) immer wissen will, wie eine Geschichte
weitergeht, die ihm gefallen hat, sollte von vornherein seine Erwartungen
herunterschrauben, dann kann er trotz allem ein paar angenehme Lesestunden mit diesem Buch
verbringen.
Douglas Preston & Lincoln Child: Attic
Erschienen 1999 bei Droemer Knaur
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