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Monikas Büchertagebuch Juni 2005

Heide Platen: Das Rattenbuch -- B

Ratten sind die Ekeltiere der Nation, trotzdem spielen sie in unserer Kultur eine größere Rolle, als manchem Zeitgenossen lieb ist. Heide Platen hat eine Art "Kulturgeschichte" der Ratten geschrieben, von der Rolle, die sie bei der Verbreitung der Pest im spätmittelalterlichen Europa gespielt haben über die Faszination, die sie seit jeher auf Schriftsteller ausüben bis hin zu ihrer Rolle als Haustier und Laborratte. Es ist erstaunlich, wo man Ratten überall begegnet. Ein etwas "anderes" Sachbuch, das oft überrascht und nie langweilt.

Tom Sharpe: Klex in der Landschaft -- B

Der alte Familiensitz der Handymans soll dem Bau einer Autobahn zum Opfer fallen, was die Bewohner mit allen Mitteln der Kunst zu verhindern versuchen. Klex, der "italienische" Gärtner, der eigentlich ein Flüchtling aus Nazideutschland ist und sein Kriegstrauma noch nicht ganz verarbeitet hat, schmachtet derweil die üppige Mrs. Handyman an.
Tom Sharpes groteske Romane dürften in etwa dem entsprechen, was man sich hierzulande unter "britischem Humor" vorstellt. Das Buch enthält mehr als nur ein paar bizarre Ideen und Wendungen, die dafür sorgen, dass man weiterliest, insgesamt hat es mir jedoch nicht ganz so gut gefallen wie "Puppenmord". Vor allem den Schluss fand ich etwas enttäuschend, man hatte den Eindruck, dass dem Autor die Luft ausgegangen war und dass er deshalb versucht hat, die Geschichte endlich zu Ende zu bringen. Wer diese Art von Humor mag, wird jedoch seinen Spaß daran haben.

J. K. Rowling: Harry Potter and the Prisoner of Azkaban -- A+

Der dritte Harry-Potter-Band fällt insofern aus dem Rahmen, als Harry nicht wie in den vier anderen bisher erschienenen Büchern mit Lord Voldemort konfrontiert wird. Stattdessen muss er sich mit seiner eigenen Vergangenheit auseinander setzen und der Leser begegnet zum ersten Mal den drei Freunden von James Potter, Harrys Vater. Rowling hat in diesem Buch mit Sirius Black und Remus Lupin zwei ihrer besten Charaktere erschaffen, die es für mich immer noch zum Highlight der Serie machen.

J. Gregory Keyes: Newton's Cannon -- B

Buch 1 von The Age of Unreason. Die Geschichte entführt den Leser in ein 18. Jahrhundert, in dem die Alchemie sich zu einer Wissenschaft entwickelt hat, auf der neue Technologien aufbauen. So gibt es z. B. den Vorläufer eines Faxgerätes oder alchemistische Lampen. Auch zerstörerische Waffen, wie man sie in dieser Zeit nicht erwarten würde, existieren bereits. Die Erzählung verläuft in zwei Handlungssträngen, von denen der eine im vorindustriellen Amerika und später in London spielt, der andere in Frankreich, wo dem Sonnenkönig Ludwig XIV. eine längere Herrschaft beschert ist als in der uns bekannten Geschichte. Am Schluss laufen beide Stränge zusammen und legen den Grundstein für die weiteren drei Bücher in der Serie.
Keyes erzählt seine Geschichte, indem er abwechselnd über die Ereignisse in Amerika und Europa berichtet. Viele Kapitel enden mit einem Cliffhanger, sodass man unwillkürlich weiterliest und wissen möchte, was als Nächstes passieren wird. Die Welt, die er erschaffen hat, ist interessant genug, um mich neugierig auf die nächsten drei Bücher zu machen.

J. K. Rowling: Quidditch Through the Ages -- B

Eines der Harry-Potter-Schulbücher, das berichtet, wie Quidditch entstanden ist und sich im Lauf der Jahrhunderte zum beliebtesten Sport bei den Zauberern entwickelt hat. 50 Seiten Geschichte der Magie kurzweilig erzählt, keinesfalls als wäre Professor Binns der Autor!

Hörbücher

Stephen King: Stand By Me -- B

Ungekürzte Lesung, 5 CDs, gelesen von Udo Schenk

Die Novelle Stand By Me stammt aus Kings Novellensammlung Frühling, Sommer, Herbst und Tod. Das Buch habe ich vor ca. zwanzig Jahren gelesen und es ist mir in guter Erinnerung geblieben, daher war ich neugierig, ob es mir nach all der Zeit immer noch so gut gefallen würde. Erzählt wird die Geschichte von ein paar zwölfjährigen Jungen, die sich auf die Suche nach der Leiche eines Gleichaltrigen machen, der im Wald beim Beerensammeln verschwunden und von einem Zug erfasst worden ist.
Gordy, der das Alter Ego des Autors zu sein scheint, erzählt seinen Freunden abends am Lagerfeuer Geschichten, die als Geschichte in der Geschichte daherkommen. Wenn man die Länge der Novelle in Betracht zieht, hat King bemerkenswert dreidimensionale Figuren erschaffen. Unangenehm aufgefallen ist mir diesmal indessen die deutsche Übersetzung, die, wenn sie vorgelesen wird, auch die Holprigkeiten zutage bringt, die man sonst möglicherweise überliest. Schade eigentlich, denn das hätte ein wirklich gutes deutsches Hörbuch werden können.

Stephen King: Atemtechnik -- B

Ungekürzte Lesung, 3 CDs, gelesen von Joachim Kerzel

In einem Herrenklub werden Geschichten erzählt, eine davon ist "Atemtechnik". Die Novelle stammt ebenfalls aus Frühling, Sommer, Herbst und Tod. Für die Übersetzung gilt daher leider dasselbe wie für Stand By Me, auch wenn gegen Kerzels Vortrag an sich nichts einzuwenden ist - er hat die perfekte Stimme für dieses Stück und trägt es sehr professionell vor.
Erzählt wird die Geschichte einer jungen, mittelosen Frau in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, die in die Praxis des Arztes kommt, der später zum Erzähler wird. Geschildert werden die Schwierigkeiten, mit denen eine unverheiratete schwangere Frau damals zu kämpfen hatte sowie die uns heute teils merkwürdig und barbarisch erscheinenden medizinischen Methoden der damaligen Zeit. Der "Unheimlichkeitsfaktor" ist wesentlich höher als bei Stand By Me und entspricht dem, was man von einem "echten" King erwartet.

John Irving: Garp und wie er die Welt sah -- B-

Ungekürzte Lesung, 15 Kassetten, gelesen von Rufus Beck

Die etwas bizarre Verfilmung von Irvings Buch, die ich vor Jahren gesehen habe, hat mich neugierig gemacht auf Garp und wie er die Welt sah. Die Geschichte beginnt auch im Buch sehr bizarr. Garp ist das Produkt der Verbindung zwischen der Krankenschwester Jenny und einem komatösen Soldaten. Jenny wünscht sich zwar ein Kind, will aber auf keinen Fall den Vater dazunehmen und auch nicht riskieren, dass er später vielleicht Anspruch auf den Nachwuchs erhebt.
Der kleine Garp wächst zum Schriftsteller heran, dessen Produkte dem Leser als "Buch im Buch" präsentiert werden. Erzählt wird seine gesamte Lebensgeschichte von der Wiege bis zur Bahre, und am Ende muss der Leser bzw. in diesem Fall der Hörer auch noch über sich ergehen lassen, was aus jeder einzelnen der wichtigeren Nebenfiguren geworden ist, was ich als etwas zu viel des Guten empfunden habe. Insgesamt wurde für meinen Geschmack in diesem Buch zu viel geschwafelt, ich hatte den Eindruck, Irving gehört zu jenen Autoren, die bei ihrem Lektor eine gewisse Narrenfreiheit genießen.
Wer sich daran nicht stört, dürfte jedoch seinen Spaß an diesem Hörbuch haben. Rufus Becks Vortrag hat mir gefallen, er hat sein Bestes getan, um die teilweise holprige Übersetzung aufzuwerten, wobei er sich (glücklicherweise) weniger als bei seinen Harry-Potter-Lesungen bemüht hat, ein Ein-Mann-Hörspiel daraus zu machen.

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Zuletzt aktualisiert am: Mittwoch, 07. September 2005

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