Connie Willis
Passage
Bantam Books, 2002
ISBN 0-553-58051-5
Monikas Meinung:
Die Psychologin Joanna Lander leitet zusammen mit einem Kollegen ein
Forschungsprojekt über Nahtoderfahrungen. Die beiden Wissenschaftler
wollen herausfinden, was es mit diesem Phänomen auf sich hat und haben
zu diesem Zweck ein Verfahren entwickelt, bei dem mittels Drogen der
gewünschte Zustand künstlich herbeigeführt werden kann. Als fast alle
freiwilligen Probanden sich aus irgendwelchen Gründen als unbrauchbar
erweisen oder das Projekt vorzeitig verlassen, sieht Joanna nur noch
eine Möglichkeit, nämlich selbst das "Versuchskaninchen" zu
spielen. Was sie dabei erlebt, ist so fantastisch, dass ihr Kollege es
zunächst für eine Halluzination hält. Joanna, die überzeugt ist,
dass diese Erlebnisse ebenso real sind wie das "wirkliche"
Leben, beginnt, in ihrer Vergangenheit zu forschen, um eine Erklärung
zu finden für das, was sie während der Versuche sieht.
Connie Willis, die für ihre Romane, Kurzgeschichten und Novellen
bereits mehrere Hugo und Nebula Awards gewonnen hat, hat mit Passage
einen bemerkenswert "lockeren" Roman über das Sterben
geschrieben. Trotz ernster Untertöne kommt wie in ihren früheren
Werken der Humor nicht zu kurz, man hat den Eindruck, dass sie versucht,
ein Thema, das bei vielen nach wie vor als "Tabu-Thema" gilt,
zu entmystifizieren. Ganz nebenbei lässt sie dabei durchblicken, was
sie von den esoterischen Büchern auf diesem Gebiet, deren es
bekanntlich nicht wenige gibt, hält. Nämlich nichts. Ihre Heldin
Joanna versucht (zur Belustigung des Lesers) ständig, einem
Bestsellerautor, der an derselben Klinik seine "Forschungen"
betreibt wie sie selbst, auszuweichen und ihm dabei zuvorzukommen,
diejenigen Patienten zu interviewen, die gerade ein Nahtoderlebnis
hatten. Er hört sicher nicht umsonst auf den klingenden Namen "Mr.
Mandrake" (vermutlich verabreicht er den Patienten heimlich einen
Trank aus der Alraunwurzel, damit sie Engel und verstorbene Angehörige
sehen, die auf der "anderen Seite" auf sie warten).
Die Charaktere sind wie immer lebendig und dreidimensional
gezeichnet, auch die Nebenfiguren wie zum Beispiel Maisie, ein
herzkrankes Mädchen, dessen Leidenschaft Katastrophen sind, Mr.
Briarly, Joannas an Alzheimer erkrankter ehemaliger High-School-Lehrer
und dessen Nichte Kit, die Joanna helfen soll, den universellen
Schlüssel zur Funktion der Nahtoderlebnisse zu finden. Genau wie Die
Farben der Zeit ist Passage ein Buch, das auch solchen
Lesern zu empfehlen ist, die sich sonst wenig oder gar nicht für
Science-Fiction interessieren. |
Kommentare? Anregungen?
Schreibt uns:
Monika
|