Golden Fleece
Tor, 1999 (überarbeitete Neuauflage)
ISBN: 0-312-86865-0
Monikas Meinung:
Das Raumschiff Argo befindet sich mit über zehntausend
Menschen an Bord auf dem Flug zum Planeten Colchis, als es zu einem
Todesfall kommt. Eine Wissenschaftlerin, Ex-Frau des ebenfalls an Bord
befindlichen Technikers Aaron Rossman, kommt unter mysteriösen
Umständen ums Leben. War es ein Unfall oder gar Mord? Aber wer könnte
ein Motiv dafür haben? Die neuen Argonauten waren für diese Mission
einem strengen Auswahlverfahren unterworfen worden, und eigentlich
sollte niemand unter ihnen kriminell veranlagt sein. Bei seinen
Nachforschungen kommt Aaron jedoch einem schockierenden Geheimnis auf
die Spur, das die ganze Mission zum Scheitern bringen könnte, wenn der
Rest der Mannschaft davon erführe...
Golden Fleece ist Robert Sawyers erster Roman, der auf geschickte
Art und Weise eine Brücke zwischen den beiden Genres Krimi und
Sciencefiction schlägt, wobei für mein Gefühl das
Sciencefiction-Element jedoch überwiegt. Man fühlt sich vor allem
durch die ungewöhnliche Erzählperspektive unwillkürlich an Arthur C.
Clarkes 2001 – Odyssee im Weltraum erinnert, denn der Leser
erfährt das meiste aus der Sicht von JASON, einem intelligenten
Quantencomputer, der als Bordcomputer dient. Im Folgenden wird nach und
nach klar, dass JASON nicht nur die volle Kontrolle über das Raumschiff
ausübt, sondern auch dessen Besatzung manipuliert - oder es zumindest
versucht.
Das Thema künstliche Intelligenz, das in einem von Sawyers späteren
Büchern (Die dritte Simulation)
weiter ausgesponnen wird, spielt in diesem ersten Roman eine tragende
Rolle. Wie weit sollte man Computern erlauben, unser Leben zu
kontrollieren? Treffen sie wirklich immer bessere, rationalere
Entscheidungen als der menschliche Verstand? Im Zuge von JASONs
Bemühungen, die Funktionsweise des menschlichen Denkens zu ergründen,
erfährt der Leser nach und nach, was Aaron dazu bewogen hat, sich für
diese Mission zu bewerben. 250 Seiten lassen normalerweise nicht
übermäßig viel Raum für Charakterentwicklung, weswegen alle anderen
Charaktere mehr oder weniger Statisten sind, aber Aaron erscheint am
Ende des Buches als dreidimensionale Figur mit allen guten und
schlechten Seiten, die ein Mensch haben kann.
Manchem wird es so scheinen, als habe der Autor hier zu viel auf
einmal versucht, für mich fügte sich am Ende jedoch alles zu einem
homogenen Ganzen zusammen. Auch wenn zum Schluss nicht alle losen Enden
verknüpft werden, kam das Buch für mein Gefühl zu einem
befriedigenden Abschluss, auf jeden Fall hinterlässt es genügend Stoff
zum Nachdenken. Insgesamt ein durchaus gelungenes Erstlingswerk, das
Sawyers späteren Büchern kaum nachsteht. |
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Monika Hübner
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