Robert J. SawyerDie dritte SimulationMonikas Meinung:
Dem Wissenschaftler Peter Hobson ist es gelungen zu beweisen, dass der Mensch eine Seele hat: Sie verlässt den Körper im Augenblick des Todes in Form eines schwachen elektrischen Feldes. Außerdem beschäftigt Hobson sich mit dem Leben nach dem Tode und mit der Möglichkeit des ewigen Lebens. Zu diesem Zweck erschafft er drei Computersimulationen seiner selbst: Eine davon soll das Leben nach dem Tode erforschen, die andere soll ihm etwas über das Gefühl verraten, unsterblich zu sein. Bei beiden werden bestimmte Neuronenverbindungen im kopierten Gehirn unterbrochen, die für den jeweiligen Zweck störend erscheinen. Die dritte Simulation ist eine unveränderte Kopie und dient der Kontrolle. Das Experiment beginnt zunächst sehr vielversprechend, dann jedoch entwickeln die Simulationen ein "Eigenleben". Sie fühlen sich in dem Laborcomputer eingeengt und entkommen ins weltweite Netz, und als eine von ihnen zu morden beginnt, läuft die Studie völlig aus dem Ruder. Hobson muss sich entscheiden, wie er gegen diese Kopien seines eigenen Ich vorgehen soll... Die dritte Simulation gewann 1995 den Nebula Award, einen der begehrtesten Preise in der Welt der Science Fiction. Man könnte das Buch jedoch ebenso gut als Kriminalroman mit SF-Elementen bezeichnen, und es dürfte für beide Lesergruppen gleichermaßen attraktiv sein. Ebenso wie in Frameshift und Factoring Humanity gelingt es Sawyer, glaubhafte, dreidimensionale Charaktere zu erschaffen, für die man sich als Leser interessiert. Das Buch wirft auch einige schwerwiegende ethische Fragen auf, z.B. wann genau ein Mensch für tot erklärt werden kann. Die Frage begegnet Hobson während seiner Studienzeit, als er Zeuge einer Organentnahme wird und überzeugt ist, dass der Patient noch Hirnströme hatte. Dieses Erlebnis lässt ihn nicht mehr los und führt ihn schließlich zu seinen eigenen Forschungen über Leben und Tod. Auch die Frage nach dem, was eigentlich die Persönlichkeit eines Menschen ausmacht, spielt eine große Rolle. Hobson muss erkennen, dass er sich selbst nicht wirklich kennt, als eine seiner Simulationen zu morden beginnt. Der Roman, der vor seiner Veröffentlichung in Buchform unter dem Titel "Hobson's Choice" im Science Fiction-Magazin Analog erschien, ist eines der spannendsten Bücher zu diesem Thema, die man finden kann, auch wenn der Ansatz an sich nicht neu ist. Es ist leider das einzige Buch dieses Autors, das bisher in deutscher Übersetzung erschienen ist, und man sollte es unbedingt weiterempfehlen. Goldmann, München, 1997
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Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 17. April 2003 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |