James Patterson
Wenn die Mäuse Katzen jagen
Hörbuch, gekürzte Lesung, 4 CDs, 312 Minuten
Gelesen von Andreas Schmidt-Schaller & Benjamin Völz
Lübbe Audio 2000
Monikas Meinung:
Der FBI-Beamte Alex Cross, der vor einigen Jahren seine Frau auf
tragische Weise verloren hat, jagt in diesem Buch den brutalen
Serienkiller Gary Soneji, das Opfer einer traumatischen Kindheit, der
wahllos Menschen erschießt. Gleichzeitig ist das FBI einem weiteren
Serienmörder auf der Spur, Mr. Smith, der seine Morde – wie es sich
für einen modernen Killer gehört – per E-Mail anzukündigen pflegt.
Alex Cross, der nicht nur Polizeibeamter, sondern auch Psychologe ist,
versucht die Täter durch die Erstellung von psychologischen Profilen
dingfest zu machen.
Eine spannende Geschichte mit psychologischen Elementen – das war
meine Hoffnung, als ich voller Erwartung die erste CD in den Player
eingelegt habe. Zuallererst machte sich ein etwas flaues Gefühl im
Magen breit, weil mich das Szenario allzu sehr ans reale Leben
erinnerte, nämlich an die beiden Serienmörder, die kürzlich in
Washington D.C. ihr Unwesen getrieben haben. Nun, ein realistischer
Anstrich kann einer Geschichte eigentlich nur gut tun, dachte ich, also
hörte ich weiter zu. Was sich als fein ausgeklügelter, psychologisch
interessanter Krimi ausgab, stellte sich jedoch alsbald als das übelste
Machwerk heraus, das mir seit Steve Altens Meg
untergekommen ist. Wenn ich es in gedruckter Form hätte lesen müssen,
hätte ich wohl kaum bis zum Ende durchgehalten. Man hat ja immer die
Hoffnung, dass es irgendwann besser wird, und einen unbekannten Autor
sollte man nicht schon nach wenigen Kapiteln in Bausch und Bogen
verdammen.
Meine diesbezügliche Hoffnung wurde jedoch nicht erfüllt, im
Gegenteil, es wurde schlimmer. Eine solch plakative, plumpe Sprache ist
mir bisher in Büchern nur eher selten begegnet, aber wahrscheinlich
lese ich nicht genug Schundliteratur. Im Vergleich zu Patterson mutet
John Grisham dagegen geradezu poetisch an. Pattersons Schreibe erinnert
mich eher an Deutschlands meistgelesene Zeitung oder auch an Fanfiction
der übleren Art, auf jeden Fall an etwas, bei dem man sich fragt, wie
so etwas ungeschoren das Lektorat eines Verlages passiert. Das Buch
entspricht sämtlichen Vorurteilen, die manche Leute gegen Krimis hegen,
nämlich dass das gar keine "richtigen" Bücher seien. Meine
Erfahrung mit Groschenromanen hält sich stark in Grenzen, aber auf
diesem Niveau habe ich sie mir immer vorgestellt.
Noch ein paar letzte Worte zum Hörbuch: Die Idee, die beiden
Erzählperspektiven von zwei verschiedenen Sprechern lesen zu lassen,
ist nicht schlecht. Es macht es einfacher, dem Szenenwechsel zu folgen,
was beim Zuhören normalerweise einiges an Konzentration erfordert. Was
mich an der Auswahl der Sprecher gestört hat, ist die Tatsache, dass
sie anscheinend immer mal wieder Probleme damit hatten, die englischen
Orts- und Personennamen korrekt auszusprechen. In einem kommerziellen
Hörbuch sollte so etwas eigentlich nicht vorkommen. Aber auch das
bestätigt mich einmal mehr in meiner Ansicht, dass deutsche
Hörbuchproduktionen nach wie vor weit hinter den britischen und
amerikanischen zurückbleiben.
Patterson-Fans ist dieses Hörbuch vermutlich trotzdem zu empfehlen,
ich werde künftig jedoch einen großen Bogen um diesen Autor machen.
Das Leben ist zu kurz, um es mit der Lektüre drittklassiger Bücher zu
verschwenden. |
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Monika
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