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Sandra West Prowell

Traumjäger

btb Taschenbuch, 1996
ISBN 3-442-72030-3
Übersetzt von Bernhard Schmid
Originaltitel: The Killing of Monday Brown

Christinas Meinung:

Christinas Symbol

Phoebe Siegel ist Privatdetektivin in Billings, Montana. Auf Wunsch ihres Freundes Deputy Kyle Wolf übernimmt sie einen Fall, den sie eigentlich gar nicht will. Der zwielichtige Kunsthändler Monday Brown wurde ermordet, und obwohl seine Leiche verschwunden ist und die Polizei nur aufgrund einer Zeugenaussage ermittelt, wurde Matthew Wolf verhaftet. Seine Familie, zu der auch Kyle gehört, ist überzeugt, dass einem Indianer durch das Rechtssystem der Weißen keine Gerechtigkeit widerfahren kann, engagiert Phoebe und übergibt ihr auch noch gestohlene indianische Artefakte, die Matthew untergeschoben wurden. Phoebe wird richtig in den Fall hineingezogen, als einer von Matthews Freunden tot in ihrem Garten gefunden wird.

TRAUMJÄGER klang nach einem wirklich interessanten Buch. Angesiedelt in einer ungewöhnlichen Ecke der Vereinigten Staaten, wo verschiedene Kulturen aufeinandertreffen und den Zündstoff für einen spannenden Fall liefern. Leider entpuppte es sich als ziemliche Enttäuschung. Phoebe Siegel war eine furchtbar unentschlossene Protagonistin, die sich von ihren Klienten auf der Nase rumtanzen ließ und sich lieber in religiösem Blabla erging, als zu ermitteln. Phoebe lebt zwar am Rande eines Reservats, weiß aber nur wenig über die Kultur und Traditionen der Indianer. Anstatt nun aber stellvertretend für den Leser in die unbekannte Welt einzutauchen und so dem Mörder auf die Spur zu kommen, löst sie den Fall mit Hilfe von obskuren indianischen Visionen, die sie dann auch noch mit Hilfe ihres Bruders, eines katholischen Priesters, der natürlich gerade dabei ist, sein Amt und seinen Zölibat in Frage zu stellen, zu deuten versucht. Aus unersichtlichen Gründen wirft die Autorin dann auch noch eine Handvoll Judaismus in die Mischung, und das alles, obwohl ihre Heldin immer wieder standfest behauptet, mit allen Religionen auf Kriegsfuß zu stehen.

Außer dem gefallenen Priester kann TRAUMJÄGER noch mit einer ganzen Reihe klischeehafter Nebenfiguren aufwarten. Da sind die weise, alte Indianerin, der böse Deutsche, die wilde Emanzenanwältin, der ehrgeizige, über Leichen gehende Staatsanwalt, die gutherzigen Nutten und viele mehr. Die Bösen sind selbstverständlich auch Frauenschänder, und zu guter Letzt wird noch eine Prise internationale Verschwörung an die Suppe gegeben. Dabei sind die Verwicklungen, die hinter dem eigentlichen Verbrechen stehen, durchaus interessant und hätten eine Vertiefung vertragen. So aber muss man sich durch ein ziemliches Durcheinander wühlen, bevor man zur Auflösung des Falles kommt, die eher wie ein nachträglicher Gedanke wirkt.

Wenn ich amerikanische oder englische Krimis kaufe, dann fast nur noch im Original, weil die Qualität der Übersetzung meist sehr zu wünschen übrig lässt. Gerade hat mir Regina Winter mit SPICE BOYS – DIE VERSCHWÖRUNG DER MÄNNER bewiesen, dass man Krimis durchaus auch vernünftig übersetzen kann. Bernhard Schmids Übersetzung von TRAUMJÄGER ist allerdings mal wieder ein Lehrbeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Dialoge sind holprig und gestelzt, Namen werden mal übersetzt und mal nicht, und auf so gut wie jeder Seite stolpert man über ungebräuchliche Ausdrücke und Dinge, die nicht kollokieren.

Und dann kommt der Verlag noch mit einer ärgerlichen Desinformation daher: "Sandra West Prowell lebt in Billings, Montana, und arbeitet an dem zweiten Band ihrer Serie um die Detektivin Phoebe Siegel". TRAUMJÄGER ist bereits der zweite Band der Serie. Ich wage ja schon nicht mehr zu hoffen, dass weitere Bände einer Serie in einem Buch aufgelistet werden, schon gar nicht in der richtigen Reihenfolge, aber die Leser, die die gesamte Serie lesen möchten, auf diese Weise zu verwirren, nur weil der erste Band wohl nicht im eigenen Verlag, wenn überhaupt auf Deutsch erschienen ist, finde ich unnötig. Und dies ist nicht die einzige Serie, bei der mir das aufgefallen ist.

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Zuletzt aktualisiert am: Dienstag, 02. September 2003

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