Monikas Büchertagebuch
August 2005

Bewertung:

A: Exzellent

B: Gutes Buch, mit leichten Schwächen

C: Absolute Durchschnittsware, kann man lesen, man kann es aber auch lassen

D: Kaum zu glauben, dass ich das wirklich zu Ende gelesen habe

E: Grauenhaft, Verschwendung kostbarer Ressourcen in Form von Bäumen, die sterben mussten, damit es gedruckt werden konnte

F: Lektüre abgebrochen, ich konnte einfach nicht damit warm werden

Sparkle Hayter: Naked Brunch -- B-

Naked Brunch erzählt die Geschichte von Annie, einer jungen Frau, die bisher ein völlig unauffälliges Leben mit einem alltäglichen Job geführt hat. Doch irgendwann stellt sie seltsame Veränderungen an sich fest, und in der nächsten Vollmondnacht macht sie eine Erfahrung, die so merkwürdig ist, dass sie ihr völlig irreal erscheint. Als sie am nächsten Tag die Schlagzeilen in der Zeitung liest, beschleicht sie jedoch das unangenehme Gefühl, dass sie ihre Erlebnisse vielleicht doch nicht geträumt hat. In den folgenden Monaten fallen immer wieder Leute großen "Hunden" zum Opfer, Annie gibt ihren Job auf und willigt ein, bei einem Therapieprogramm für Werwölfe mitzumachen, doch sind die Absichten des Psychiaters wirklich so lauter, wie er seine Patienten glauben machen will?

Sparkle Hayter, die mir von ihren Robin-Hudson-Krimis bekannt ist, hat mit "Naked Brunch" einen eher biederen Krimi mit übernatürlichen Elementen abgeliefert. Die Geschichte ist mäßig spannend, wenn auch nie wirklich langweilig, doch es fehlen ihr der "Biss" und die Spritzigkeit, die man von ihrer Robin-Hudson-Serie gewöhnt ist. Für meinen Geschmack gab es in diesem Buch zu viele "Red Shirts", die nur dazu dienten, Kandidaten für die nächsten Vollmondmorde zu liefern, und die Erzählperspektive sprang oft wild hin und her. Die Hauptfiguren bleiben indessen relativ blass, sodass das Buch dem Leser wohl nicht allzulange im Gedächtnis bleiben wird.

Charles Stross: The Family Trade -- A-

Die Journalistin Miriam Beckstein, die als Baby adoptiert wurde, erfährt, dass ihre richtige Familie ein Clan von Kaufleuten ist, der in seiner Welt die Stellung eines Adelsgeschlechts einnimmt, mit allem, was dazugehört, inklusive des Reichtums. Doch wer jetzt glaubt, das klinge wie ein Märchen, der irrt gewaltig.

Unter den Hinterlassenschaften von Miriams leiblicher Mutter befindet sich ein Medaillon, das diejenigen Angehörigen des Clans, die die entsprechende genetische Ausstattung mitbringen, dazu befähigt, zwischen den beiden Welten zu wandern. Der Clan lebt auf einer Parallelwelt, in der für Miriams Geschmack ziemlich mittelalterliche Brauchtümer herrschen, vor allem, was die Stellung der Frauen anbelangt. Auch sonst sind die Sitten eher rau, und Miriam wird ohne viel Federlesens in den Schoß der Familie zurückgeholt, nachdem der Clan erfahren hat, dass sie noch am Leben ist. Miriam sieht sich in einen Strudel von Familienintrigen hineingezogen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen für sie geben kann.

The Family Trade ist der erste Band in Stross' Fantasy-Serie The Merchant Princes. Eigentlich ist es lediglich die Hälfte des ersten Bandes, da der Verleger entschieden hat, das Buch aus Marketinggründen in zwei Teilen zu veröffentlichen. Man sollte daher nicht erwarten, dass es am Ende eine Lösung anbietet. Es ist lediglich der Auftakt zu einer Familiensaga epischen Ausmaßes, wobei "episch" in diesem Fall nicht negativ aufgefasst werden sollte. Die Welt, die Stross in diesem Buch erschaffen hat, bietet viel Stoff für weitere Verwicklungen, wobei der Kontrast, der zwischen den Gesellschaften besteht, besonders reizvoll ist.

Douglas Adams & Mark Cawardine: Last Chance To See -- B+

Die letzten ihrer Art ist ein Buch, das den Leser nicht ins Restaurant am Ende des Universums entführt, sondern in sehr irdische Gefilde, wenn auch in sehr abgelegene Gegenden unserer alten Erde. Zusammen mit dem Fotografen Mark Carwardine reist Douglas Adams durch die Welt, um bedrohte Tierarten zu beobachten, einige davon so stark gefährdet, dass sie wie der Kakapo (eine Papageienart) bereits in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts als so gut wie ausgestorben gelten.

Der Name des Autors garantiert dem Leser, dass er es hier nicht mit einem herkömmlichen Reisebericht zu tun hat. Douglas Adams präsentiert seine oft skurrilen Beobachtungen mit dem für ihn typischen Wortwitz und Biss. So wird es nie langweilig, obwohl das Buch dem Leser einiges an Konzentration abverlangt, weil jede Seite gepackt voll mit Informationen ist. Zu empfehlen ist es nicht nur den Fans des bekannten Reiseführers für Anhalter durch die Galaxis, sondern allen, die sich für die Probleme unseres Planeten interessieren. Es ist ein gelungener Versuch, ein todernstes Thema unterhaltsam und humorvoll anzugehen und ihm dabei trotzdem gerecht zu werden.

J. K. Rowling: Harry Potter and the Half-Blood Prince -- A

Ausführlicher Kommentar siehe hier.

John Varley: Mammoth -- B+

Im ewigen Eis wird ein Mammut gefunden, daneben die gut erhaltene Leiche eines Menschen, der eine Armbanduhr trägt. Wer Bernhard Kegels "Ölschieferskelett" gelesen hat, wird wissen, worauf die Geschichte letztendlich hinauslaufen wird, doch auch wenn die Grundidee sehr ähnlich klingt, schlägt Varley eine völlig andere Richtung dabei ein. Er spinnt die Vision, was geschehen würde, wenn es gelänge, Mammuts in die Gegenwart zu transportieren, sehr realistisch aus. Am Schluss hält er noch eine Überraschung für den Leser bereit, der geglaubt hat, er hätte nun alles durchschaut. Auch die "Zwischenkapitel", die die Geschichte von Fuzzy aus der Perspektive des Mammuts beschreiben, fügen sich am Ende nahtlos in die Geschichte ein. Insgesamt eine gelungene Zeitreisegeschichte, wenn auch nicht ganz so fesselnd wie "Das Ölschieferskelett".

Robert Rankin: Web Site Story -- B-

In dem kleinen Ort Brentford in der Nähe von London gehen merkwürdige Dinge vor sich. Leute verschwinden und tauchen wieder auf, und es geht das Gerücht, an allem sei der Millenium Bug schuld, den Computeringenieure bereits in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in die damaligen Programme eingebaut haben, wo er seither - wir schreiben inzwischen das Jahr 2025 - unbemerkt schlummert. Ein Mausklick kann tödlich sein, es ist riskant, einen Computerspieleklassiker auch nur zu starten.

In diesem Buch ist schräger britischer Humor angesagt, so schräg, dass er manchmal selbst Bücher von Terry Pratchett oder Tom Sharpe übertrifft. Leider fand ich die Umsetzung weniger gelungen als bei den beiden genannten Autoren, die Figuren weniger lebendig. Der Schluss kam zwar etwas unerwartet, konnte mich aber nicht völlig über die teilweise sich dahinschleppende Handlung hinwegtrösten. An Ideenreichtum fehlt es dem Autor indessen nicht, sodass ich ihm irgendwann vermutlich eine zweite Chance einräumen werde.

Hörbücher

Ingrid Noll: Die Apothekerin -- B

Ungekürzte Lesung von Silvia Jost

Hella Moormann erzählt in der Frauenklinik ihrer Zimmergenossin ihre Lebensgeschichte, die geprägt ist von Begegnungen mit den immer falschen Männern, von denen Hella sich aufgrund ihres Helfersyndroms magisch angezogen fühlt. Als sie Levin kennen lernt, einen Studenten der Zahnmedizin, ist es wieder einmal um sie geschehen. Levin ist ein Luftikus, der nur darauf zu warten scheint, dass sein Großvater, der am Stadtrand von Heidelberg eine Villa besitzt und ein schwaches Herz hat, das Zeitliche segnet. Gemeinsam beschließen sie, dem Schicksal ein wenig nachzuhelfen, um an sein Geld zu kommen, denn lange hat der Großvater sowieso nicht mehr zu leben. Gesagt, getan. Die Testamentseröffnung hält jedoch nicht nur für Levin eine Überraschung bereit.

Ein Krimi, bei dem man von Anfang an weiß, wer der Mörder ist, mag vielen Leuten langweilig erscheinen. Mir gefällt diese Geschichte, die hauptsächlich von den Charakteren lebt, jedoch gut. Alles fängt ganz harmlos an und steuert schließlich auf ein dramatisches Finale zu. An dem Hörbuch gefällt besonders Silvia Josts Vortrag, die die perfekte Stimme hat, um Hella lebendig werden zu lassen.

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Zuletzt aktualisiert am: Sonntag, 30. Oktober 2005

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