Michael CrichtonPreyHarper Collins, London, 2002
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Nach dem Ausflug ins Mittelalter mit Timeline hat Michael Crichton sich für sein nächstes Buch ein hochaktuelles Thema ausgesucht: die Nanotechnologie in Verbindung mit künstlicher Intelligenz. Man hat ihm oft vorgeworfen, er sei technologiefeindlich, und auch Prey handelt im Wesentlichen von den unkalkulierbaren Gefahren, die entstehen können, wenn der Mensch - ähnlich wie in Dino Park - versucht, "Gott" zu spielen. Heraus kam ein spannender Technothriller, meiner Meinung nach Crichtons bestes Buch seit Dino Park. Wie üblich fängt alles ganz harmlos an. Jack hat gerade seinen Job verloren und spielt daher Hausmann und Kindermädchen, während seine Frau Julia an einem revolutionären medizinischen Projekt arbeitet, dessen Ziel es ist, Patienten einen Schwarm mit Kameras versehener Nanoroboter zu injizieren, um bessere Diagnosen stellen zu können. Irgendwann stellt Jack fest, dass Julia anfängt, sich merkwürdig zu benehmen, und hegt den Verdacht, sie könnte ihn betrügen, dann wird er von seiner alten Firma als Berater zurückgerufen, da es angeblich Probleme mit einem der von ihm entwickelten Programme gibt. Was Jack nicht weiß, ist, dass besagtes Programm weiterentwickelt und verändert wurde und anscheinend völlig außer Kontrolle geraten ist. Noch glaubt er, das Problem ohne große Mühe lösen zu können, als er den Beraterposten - wenn auch etwas widerwillig - akzeptiert. Zuallererst fiel mir an Prey die für Crichton ungewöhnliche Erzählperspektive auf. Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben, weswegen wir alles aus Jacks Perspektive erleben. Was er nicht weiß, weiß auch der Leser nicht, und der Spannungsbogen baut sich sehr langsam, aber dafür stetig auf. Was ich zunächst als rein überraschend empfunden habe, da es ziemlich untypisch für den Autor ist, stellte sich im Nachhinein als positiv heraus. Ich habe mich in der Vergangenheit immer wieder über Crichtons mangelnde Charakterentwicklung beklagt, doch Prey bildet hier eine wohltuende Ausnahme. Manchen Lesern kommt die Handlung vielleicht zu langsam in Gang, ich fand hingegen, dass es Jack davor bewahrt hat, rein stereotyp zu wirken, was mein Interesse daran, ob er es letztendlich schaffen würde, lebend aus der ganzen Sache herauszukommen, erheblich gesteigert hat. Insgesamt ist Prey trotz allem ein "typischer" Crichton, der seine Fans nicht enttäuschen dürfte. |
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Zuletzt aktualisiert am: Mittwoch, 21. Juni 2006
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