Zeitreisen sind ein Thema, das viele Menschen fasziniert.
Die einen würden gern in die Zukunft reisen, um zu erfahren, was künftige
Technologie zu erreichen vermag, die anderen würden lieber wissen, wie die
Vergangenheit wirklich war und sie selbst hautnah erleben. In Timeline lässt
Michael Crichton die Welt des 14. Jahrhunderts wieder erstehen und entführt
den Leser in eine Zeit, die gemeinhin als "finsteres Mittelalter"
bezeichnet wird.
Das Unternehmen ITC hat ein Verfahren entwickelt, mit dem
man unter Anwendung der Quantenphysik in der Zeit reisen kann. Die Technik
ist kompliziert und nicht ungefährlich, und anfangs kommt es häufig zu
Unfällen, die dazu führen, dass die Versuchsperson bzw. das Versuchstier
nicht richtig wieder "hergestellt" wird. Die Auswirkungen sind
zunächst gering, akkumulieren sich aber mit jeder Wiederholung des
Experiments. Dass die Firma nicht einzig und allein im Dienste der
Wissenschaft forscht, steht auf einem anderen Blatt.
Die eigentliche Handlung spielt in einem mittelalterlichen
Dorf in Südwestfrankreich, dessen Ruinen von einem Team von Archäologen
und Historikern freigelegt werden. Unter den mittelalterlichen Artefakten
stoßen drei Studenten auf ein merkwürdiges Objekt, ein Brillenglas, das
eindeutig modern ist, aber offensichtlich ein paar Hundert Jahre lang in der
Erde gelegen hat. Zudem wird einer der Wissenschaftler vermisst, und
zwischen alten Dokumenten findet sich eine Nachricht von ihm, die ebenfalls
Jahrhunderte alt sein muss. Eine "Rettungsmannschaft" wird
zusammengestellt, deren staunende Mitglieder erfahren, dass sie nicht an
einem anderen Ort, sondern in einer anderen Zeit nach ihm suchen sollen. Die
Reise führt ins Jahr 1357, und sie haben genau 37 Stunden Zeit, um ihre
Mission erfolgreich zu beenden.
Drei Jahre nach Airframe legt Michael Crichton ein Buch vor,
das an die Tradition von Westworld und
Dino Park anknüpft. Als Schauplatz
hat er sich eine wahrhaft turbulente Zeit ausgesucht, die bei vielen als
dunkles Zeitalter gilt. Wie die meisten seiner Bücher ist auch
Timeline sorgfältig recherchiert und mit einem Literaturverzeichnis
versehen. Der Leser wird abwechselnd über die Probleme der Zeitreisenden
und die der Techniker in der Schaltzentrale informiert. Wie in Crichtons
anderen Büchern richtet sich das Hauptaugenmerk nicht auf die Charaktere,
die auch diesmal wieder (ich wiederhole mich!) nicht sehr viel Profil haben,
sondern auf die Handlung. In der kurzen Zeit, die unseren Protagonisten
bleibt, überstürzen sich die Ereignisse förmlich, wobei die
wissenschaftlichen Exkurse, die die Stärke von Dino Park und Vergessene
Welt bilden, für meinen Geschmack diesmal leider zu kurz kommen. Crichtons Sicht des Mittelalters
wird dennoch recht klar, für ihn ist es nicht unbedingt ein dunkler Abschnitt in
unserer Geschichte, sondern eher eine Zeit des allgemeinen Umbruchs und
Aufbruchs in Europa.
Auch wenn Timeline vielleicht nicht alle Erwartungen
erfüllen kann, dürfte es sein Publikum finden. Ob man nach der Lektüre
allerdings immer noch Lust auf eine Zeitreise ins Mittelalter hat, ist zu
bezweifeln.
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