Wighart v. Koenigswald & Gerhard Storch (Hrsg.)Messel – ein Pompeji der PaläontologieMonikas Meinung:
1995 wurde die Grube Messel von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Jahrelang schwebte über der weltberühmten Fossillagerstätte in der Nähe von Darmstadt das Damoklesschwert der Umwandlung in eine Mülldeponie. Die Pläne dazu stammten aus den 70er Jahren und wurden von Bürgerinitiativen, Wissenschaftlern und Politikern jahrelang bekämpft, bis die Hessische Landesregierung 1990 endlich bekannt gab, dass die Grube nicht als Deponie verwendet werden würde. Systematisch gegraben wurde seit 1966, seit 1975 ausschließlich von wissenschaftlichen Institutionen. Der Allgemeinheit ist Messel vor allem wegen seiner "Urpferdchen" ein Begriff, von denen mehrere gut erhaltene Skelette geborgen wurden. Die Naturgeschichte der Pferde scheint auf viele Menschen einen besonderen Reiz auszuüben, vielleicht weil diese Linie bis zum heutigen Tage erhalten geblieben ist. Die Fossilien des Messeler Ölschiefers stammen aus dem mittleren Eozän und sind ca. 49 Millionen Jahre alt. Sie wurden auf dem Grund eines Sees abgelagert, der inmitten eines tropischen Urwalds lag. Dieser Teil von Mitteleuropa befand sich im frühen Tertiär einige Breitengrade weiter südlich, und das Klima war subtropisch. Es war eine tektonisch sehr aktive Zeit, in der u.a. der Rheingraben entstand. Die Grube Messel bietet ein faszinierendes Schaufenster in diese Zeit der Entwicklung der frühen Säugetiere, die nach dem Aussterben der Dinosaurier am Ende der Kreidezeit eine erste Blütezeit erlebten. Aus Messel überliefert sind hauptsächlich Fische und kleinere Säugetiere wie Fledermäuse und Nagetiere, aber auch frühe Primaten sowie viele Reptilien und Amphibien. Auch Insekten haben ihre Spuren im Ölschiefer hinterlassen; besonders auffällig unter ihnen sind Prachtkäfer, bei denen sogar die Flügelfarben erhalten geblieben sind. Das vorliegende Buch ist eine einzigartige Sammlung von qualitativ hochwertigen Fotografien, die einen Einblick in die einstige Lebensgemeinschaft rund um den eozänen Messeler See vermitteln. Die Begleittexte zu jedem Bild sind allgemein verständlich und gut lesbar. Der einleitende Text zur Geschichte der Grube hätte allerdings etwas ausführlicher ausfallen können, auch wenn er nicht unmittelbar Gegenstand des Buches ist. Die Schönheit der abgebildeten Fossilien entschädigt jedoch voll und ganz für diese kleine Unterlassungssünde. Wer sich für das Thema interessiert, der wird dieses fantastische Bilderbuch immer wieder gern durchblättern. thorbecke SPECIES Band 2
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Zuletzt aktualisiert am: Montag, 17. März 2003 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |