George Gaylord Simpson
The Dechronization of Sam Magruder
Vorwort von Arthur C. Clarke
Nachwort von Stephen Jay Gould
Monikas Meinung:
Jeder, der sich für Paläontologie interessiert, hat wahrscheinlich schon einmal davon
geträumt, wie es wäre, in frühere Epochen der Erdgeschichte zu reisen. Z. B. in das
frühe Tertiär, als Europa noch in tropischen Breiten lag und die heutige Grube Messel
ein langsam verlandender See war, wie es Bernhard Kegel in seinem Roman Das Ölschieferskelett beschrieben hat. Oder aber in eine noch
frühere Zeit, als Dinosaurier die beherrschenden Landtiere waren - wäre das nicht
faszinierend? So viele Fragen, die heute die hitzigsten Diskussionen unter den Experten
anheizen, könnten dadurch beantwortet werden, vorausgesetzt, man fände einen Weg, auf
der Zeitlinie in beide Richtungen zu reisen.
Der Wissenschaftler Sam Magruder hat im 22. Jahrhundert eine Möglichkeit gefunden, in
der Zeit zu reisen, allerdings eine ziemlich unsichere: Die einzige Richtung, die ihm
offen steht, ist die Vergangenheit, er weiß jedoch weder, wo genau er ankommen wird noch
gibt es eine Rückfahrkarte. Ist der Zeitsprung einmal vollzogen, ist er für den Rest
seines Lebens dort gestrandet. Trotzdem ist die Versuchung groß, und er wagt das
Experiment und landet schließlich in der späten Kreidezeit, rund 80 Millionen Jahre vor
unserer Zeitrechnung, mitten unter Dinosauriern... Die Geschichte gibt seine in Stein
gemeißelten Aufzeichnungen wieder, die Geologen im 22. Jahrhundert ausgegraben haben.
George Gaylord Simpson, der 1984 verstarb, ist der wohl weltweit anerkannteste
Paläontologe des 20. Jahrhunderts. Das Manuskript von "The Dechronization of Sam
Magruder" wurde von seiner Tochter Joan Simpson Burns in seinem Nachlass entdeckt und
veröffentlicht. Warum er dieses Kleinod selbst der Veröffentlichung nicht für würdig
befand, ist unbekannt. Zum richtigen Verständnis dieses Romans, der eigentlich eher eine
etwas zu lang geratene Kurzgeschichte ist, sollte man jedoch unbedingt sowohl das Vorwort
als auch das Nachwort lesen, die die Beschreibungen der Dinosaurier, die Simpson dem Leser
liefert, vor den richtigen Hintergrund stellen bzw. in den Rahmen der Zeit, als dieses
Manuskript offensichtlich verfasst wurde. Außerdem gibt Stephen Jay Gould in seinem
Nachwort einige Hinweise darauf, dass die Figur des Sam Magruder autobiographische Züge
trägt. Simpson war in seinen Ansichten sehr konservativ; die von John Ostrom und
Robert Bakker initiierte sog. "Renaissance der Dinosaurier" in den späten
sechziger und frühen siebziger Jahren, die diese Tiere als warmblütig und agil
darstellt, fand niemals seine Zustimmung. So sind die Dinosaurier, die Sam Magruder
begegnen, kaltblütige, langsame Reptilien, wie es lange Zeit der Schulmeinung entsprach.
Trotzdem handelt es sich um ein äußerst lesenswertes Buch, das aufgrund seines brillanten
Erzählstils und seiner Sprache besticht und eine Bereicherung jeder Büchersammlung ist,
die diesen Themenkreis umfasst.
George Gaylord Simpson: The Dechronization of Sam
Magruder
erschienen 1997 bei St. Martin's Griffin, New York
ISBN: 0-312-15514-X
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