Andreas von RétyiDer JahrhundertkometHale-Bopp, kosmische Katastrophen und das Geheimnis der KometenMonikas Meinung:
1997 versprach der Riesenkomet Hale-Bopp den Astronomen, Hobbyastronomen und solchen, die es werden wollten, ein ganz besonderes "Himmelsspektakel". Er hat gehalten, was er im Vorfeld versprach und war in sternenklaren Nächten sogar mit bloßem Auge am Firmament zu erkennen - allerdings erschien er selbst dem Nichtfachmann als beruhigend weit weg, so dass niemand auf die Idee kam, er könnte eine Bedrohung für die Erde darstellen. Aber nicht alle Kometen ziehen in solch sicherer Entfernung an unserem Planeten vorbei, im Verlauf der Erdgeschichte hat es viele größere und kleinere Einschläge gegeben, deren Krater noch heute zu finden sind. Der Titel des Buches "Der Jahrhundertkomet" ist eigentlich eine Mogelpackung und hält letztendlich nicht, was er verspricht, es wurde nämlich vor dem tatsächlichen Erscheinen des Kometen geschrieben. Aber auch wenn es vorgibt, etwas anderes zu sein als es ist, ist es dennoch kein Flop. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte der Kometenforschung, die ebenso interessant wie unterhaltsam ist. So erfährt man z.B. etwas über Edward Halley, den Entdecker des wohl bekanntesten Kometen überhaupt, dessen letzter Vorbeiflug an der Erde im Jahre 1986 zum erstenmal von einer Raumsonde dokumentiert wurde. Der Halleysche Komet kehrt alle 76 Jahre wieder und hat die Menschheit mehr als einmal in helle Aufregung versetzt, vor allem wohl im Jahre 1910, als kurz zuvor in Kometenschweifen Spuren von giftigen Gasen entdeckt worden waren. Das Ende der Menschheit wurde prophezeit, ließ aber bekanntlich wieder einmal vergeblich auf sich warten. Wie groß die Bedrohung aus dem All tatsächlich ist, davon zeugen eindrucksvolle Impaktstrukturen auf dem gesamten Globus. Einige Begegnungen mit vagabundierenden Himmelskörpern sind nicht so glimpflich verlaufen und haben wahrscheinlich einige der bekannten Massensterben in der Erdgeschichte verursacht. Die Angst der Menschen vor den Schweifsternen ist also letztendlich nicht ganz unbegründet, obwohl handfeste Beweise für größere Einschläge in geschichtlicher Zeit nach wie vor fehlen. In jüngster Zeit haben dagegen einige extrem enge Begegnungen für Schlagzeilen gesorgt. Kometen stellen eine endlose Faszination für die Menschen dar, und dem Autor gelingt es problemlos, das Interesse des Lesers von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln, auch wenn sein manchmal etwas "flapsiger" Stil etwas unpassend erscheint und ich mich von den vielen Ausrufungszeichen letztendlich doch etwas gestört - um nicht zu sagen genervt - fühlte. Man fragt sich, ob der Herbig-Verlag sich vielleicht keinen Lektor für seine Sachbücher leisten kann. Da das Buch aber niemals wirklich unsachlich wird, muss man es wohl als Konvention an eine breitere Leserschaft in Kauf nehmen, da ein zu trockener, wissenschaftlicher Stil vielleicht so manchen von der Lektüre abgeschreckt hätte. Es ist wohl eine Kunst für sich, ein populärwissenschaftliches Buch so zu schreiben, dass es ein sehr breites Publikum zufrieden stellt. Nichtsdestotrotz stellt es eine lohnende Lektüre für alle am Thema Interessierten dar. Herbig, München, 1997
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Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 17. April 2003 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |