Kathy Reichs
Lasst Knochen sprechen
Blessing 2001
ISBN 3-89667-157-X
Übersetzt von Klaus Berr
Christinas Meinung:
In Montreal tobt ein Krieg zwischen rivalisierenden Biker-Banden um
die Vorherrschaft im Drogenhandel. Dr. Tempe Brennan, forensische
Anthropologin am Gerichtsmedizinischen Institut von Montreal, lässt
sich zu der Sondereinheit versetzen, die sich mit den Bandenverbrechen
beschäftigt, nachdem eine Neunjährige im Kreuzfeuer der Biker
gestorben ist. Ihr Können muss sie bald unter Beweis stellen, als auf
dem Gelände eines Biker-Clubhauses skelettierte Überreste gefunden
werden. Eines der Opfer entpuppt sich als linkischer Teenager mit einer
Behinderung, vom Leben eigentlich schon genug gestraft durch ihre
lieblosen Eltern. Tempes Erzfeind Claudel, der auch zu der
Sonderkommission gehört, und sein Partner Quickwater tun allerdings ihr
Bestes, um sie von den Ermittlungen fernzuhalten. Dann lässt sich auch
noch ihr Neffe Kit, der vor seinen chaotischen Eltern zu ihr geflüchtet
ist, mit den Bikern ein.
Kathy Reichs ist selbst forensische Anthropologin und arbeitet in
Kanada und North Carolina. LASST KNOCHEN SPRECHEN ist der dritte Roman
um ihr Alter Ego Dr. Temperance Brennan. Mehr noch als im ersten Buch
der Reihe, TOTE LÜGEN NICHT,
wird hier deutlich, dass es gar nicht so leicht ist, einen Krimi mit
einer forensischen Anthropologin als Hauptfigur zu schreiben. Sie
betritt Tatorte eher selten und ist in den polizeilichen Ermittlungen
nur eine Randfigur. Kathy Reichs gleicht das immer wieder dadurch aus,
dass sie Tempe Brennan persönlich involviert, entweder, weil ihr die
Opfer so besonders am Herzen liegen, oder weil Mitglieder ihres
Freundeskreises oder sogar ihrer eigenen Familie von den Kriminellen
bedroht werden, die sie verfolgt. Der zweite Kniff, den sie verwendet,
um die Handlung verworren zu halten und ihre Heldin spannungsfördernd
in Gefahr zu bringen, ist Brennans enervierende Blindheit gegenüber
selbst den offensichtlichsten Hinweisen.
Während ich im Fall von TOTE LÜGEN NICHT noch bereit war, im
Zweifel für die Angeklagte zu entscheiden und das Buch wegen der
interessanten Beschreibung ihres Arbeitsbereichs als vielversprechenden
ersten Versuch zu werten, habe ich Kathy Reichs nach dem Lesen von LASST
KNOCHEN SPRECHEN endgültig abgeschrieben. Wenn ich eine Heldin
spätestens ab der zweiten Hälfte des Buches pausenlos bei den
Schultern nehmen und schütteln möchte, hört der Spaß auf. Aber
selbst ohne Brennans irritierende Kurzsichtigkeit wäre mit der
Geschichte kein Blumentopf zu gewinnen. Reichs lässt sich ausführlich
über die Motorradbanden aus, mit denen die Ermittler befasst sind.
Manches war auch ganz interessant, und ich bin auch keinesfalls gewillt,
die dealenden, frauenverachtenden und mordlustigen Biker in irgendeiner
Weise in Schutz zu nehmen, aber Reichs Tiraden wurden nach einer Weile
schlicht langweilig, vor allem da sie eine schlüssige Handlung ersetzen
mussten.
Diese Schusterin wäre besser bei ihrem Leisten geblieben. |
Kommentare? Anregungen?
Schreibt uns:
Christina Gross
|