Kathy ReichsTote lügen nichtChristinas Meinung:
Immer wenn die Polizei von Montreal eine nicht mehr zu identifizierende Leiche findet, wird Dr. Temperance Brennan gerufen. Die forensische Anthropologin unterzieht die Knochen dann einer eingehenden Untersuchung und gibt den Beamten der Mordkommission Hinweise auf die mögliche Identität und Todesursache. Als auf kirchlichem Gelände eine zerstückelte und bereits stark verweste Leiche gefunden wird, klingeln bei Tempe bald sämtliche Alarmglocken. Sie vergleicht diesen Fund mit anderen Mordfällen, und in ihr reift die Überzeugung, dass sie es mit einem Serienkiller zu tun hat. Doch Luc Claudel von der Mordkommission hält ihre Theorien für Unsinn. Tempe versucht auf eigene Faust, diese mit Beweisen zu untermauern. Neben den beruflichen hat sie auch private Probleme. Ihre Freundin Gabby, die sie schon seit ihrer Studienzeit kennt, verhält sich plötzlich noch merkwürdiger als sonst. Nach Gabbys Verschwinden macht sich Tempe auf die Suche nach ihr und gerät dadurch immer mehr in Gefahr, denn Gabby - ebenfalls Anthropologin - bewegt sich zu Forschungszwecken im Rotlichtmilieu. Als Tempe die Polizei endlich von der Existenz des Serienkillers überzeugen kann, wird schon bald deutlich, dass er sich ebenso für sie interessiert wie sie sich für ihn. Von Amateurdetektiven aus allen Lebensbereichen einmal abgesehen gehen inzwischen längst nicht mehr nur Polizisten und Privatdetektive auf Verbrecherjagd. Immer öfter kommen auch die Spezialisten aus dem Labor, die früher nur Statistenrollen in Fernsehkrimis hatten. Der Vergleich mit Patricia Cornwells Gerichtsmedizinerin Kay Scarpetta bietet sich an. In deren Fußspuren wandelt auch Tempe Brennan, nur leider nicht so erfolgreich. Kathy Reichs Erstlingswerk hat noch deutliche Längen. Reichs ist selbst forensische Anthropologin und lebt und arbeitet in North Carolina und Montreal. Das merkt man dem Buch auch an. Sie läuft immer dann zu Höchstform auf, wenn sie ihre Arbeit beschreibt, deren grausliche Details sie auch für Laien verständlich erklären kann. Auch das Lokalkolorit ist stimmig, wobei sie nicht vergisst, dass nicht alle des Französischen mächtig sind. Was das Erzählen einer spannenden Geschichte und das Entwerfen von interessanten Nebenfiguren angeht, hat sie aber noch einiges von Cornwell zu lernen. Brennans Extratouren werden von Mal zu Mal unglaubwürdiger. Die Handlungsstränge um ihre Freundin Gabby und ihr Privatleben rissen auch nicht vom Hocker, sondern trugen eher dazu bei, von der ohnehin schon wuseligen Haupthandlung abzulenken. Nicht unbedingt ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann, aber ein vielversprechender erster Versuch. Vielleicht schafft Reichs es im nächsten Buch, ihren Charakteren etwas mehr Tiefe zu geben.
Goldmann-Taschenbuch, 2000
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Zuletzt aktualisiert am: Montag, 17. März 2003 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |