Mary Doria RussellGottes KinderMonikas Meinung:
Mary Doria Russells zweiter Roman Gottes Kinder beginnt im Jahre 2060, einige Zeit nach der Rückkehr von Pater Emilio Sandoz zur Erde. Noch immer seelisch zerrüttet von den Ereignissen auf Rakhat, bei denen er seine besten Freunde verlor, lernt Emilio durch einen Zufall die frisch geschiedene Gina und ihre kleine Tochter Celestina kennen, die ihn schließlich auf dem Wege der Genesung ein großes Stück voran bringen. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer, da die Jesuiten eine weitere Expedtion nach Rakhat ausrüsten und Sandoz zwingen wollen, daran teilzunehmen. Als er sich weigert, greifen sie zu drastischeren Maßnahmen, und er findet sich einige Wochen später als unfreiwilliger Passagier an Bord der Giordano Bruno wieder, irgendwo zwischen dem Sonnensystem und Alpha Centauri.Bei ihrer Ankunft auf Rakhat finden die Jesuiten eine Situation vor, mit der sie nicht gerechnet haben. Die beiden intelligenten Spezies des Planeten befinden sich im Zwist, die vormals unterjochten Runa haben sich gegen ihre einstigen Herren, die Jana'ata erhoben. Es stellt sich heraus, dass die Besucher von der Erde an diesem Umstand nicht ganz unschuldig sind, waren sie es doch, die den Runa gezeigt haben, wie man Gärten anlegt um Gemüse anzubauen. Die einst so selbstlosen Runa, die von den Jana'ata in Herden gehalten wurden, haben ein ganz neues Selbstwertgefühl entwickelt, das sie vorher nicht besaßen und sich gegen die Leibeigenschaft erhoben. Und so erfährt Sandoz schließlich, dass er doch nicht der einzige Überlebende der ersten Jesuitenmission nach Rakhat ist... Fortsetzungen von erfolgreichen Büchern hinterlassen oft einen schalen Nachgeschmack, ein Gefühl, dass man letztendlich doch nicht das bekommen hat, worauf man gehofft hatte. Gottes Kinder ist glücklicherweise diesbezüglich eine Ausnahme, da es Sperling in so gut wie nichts nachsteht. Der Autorin ist es zudem gelungen, die Geschichte um Pater Sandoz zu einem für den Leser befriedigenden Abschluss zu bringen, auch wenn es kein Hollywood-Happy End ist. Ebenso wie in Sperling trägt die Handlung sich auf zwei Zeitschienen zu, die diesmal am Ende jedoch zusammenlaufen, wobei alle lose gebliebenen Enden verknüpft werden. Gottes Kinder ist vielleicht etwas weniger spannend als Sperling, dafür erfahren wir mehr über die Kultur und die Mentalität der VaRakhati. Beim Lesen erschließt sich uns eine fremde Welt, die umso fremder wirkt, wenn wir sie durch die Augen der zweiten Überlebenden betrachten, der Wissenschaftlerin Sofia Mendez, die das Massaker unter den Runa mit knapper Not überlebte und auf Rakhat ihren autistischen Sohn zur Welt bringt, der ihr fast ebenso fremd bleibt wie die Bewohner dieses Planeten. Ein Buch voller farbenfroher Details, mit zugegebenermaßen weniger Action als Sperling, aber nichtsdestotrotz ein Buch, das einen ebenso tiefen Eindruck hinterlässt. Heyne, München, 2000
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Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 07. April 2005 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |