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Javier Marías

Mein Herz so weiß

dtv 1998
ISBN: 3423125071

Helgas Meinung

Wertung: AUA

Die Bewertung ergibt sich aus der wahnsinnig hochgetriebenen Erwartungshaltung dieses über alle Maßen und von allen maßgeblichen Größen gelobten Buches.

Es ist mir noch so richtig gegenwärtig, wie Reich-Ranicki mit bebender Stimme und feuchten Augen sagte, dass das DER Roman sei. Dann verlas er einen Satz und meinte, dass darin die Essenz des Lebens zusammengefasst ist und dieser Satz nicht zu übertreffen sei. Das ist allerdings schon etliche Jahre her und machte mich natürlich neugierig, obwohl die ganze Story sich nicht so anhörte, als könne sie mich vom Hocker reißen. Aber man weiß ja nie.

Die ersten paar Seiten waren wirklich amüsant. Ein Pärchen findet beim absichtlichen falsch Dolmetschen zusammen. Echt tolle Idee. Die beiden heiraten und verbringen ihre Flitterwochen auf Havanna. Und irgendwie wird es dabei total zäh. Ich versuchte es ernsthaft, aber ich kam nicht vorwärts. Literarischer Treibsand. Vielleicht hatte ich die falsche Grundeinstellung, oder war zu angespannt oder sonst was. Ich wollte dann mit einer Freundin über dieses Buch sprechen, doch auch sie war steckengeblieben, genauso wie eine Kollegin. Aber so schnell gebe ich nicht auf. Es gibt Bücher, da muss man sich reinknien. Doch vergebens. Inzwischen hatte ich das Buch etliche Male im Urlaub dabei, wo ich ganz entspannt und ausgeruht dranging. So ein Tapetenwechsel kann sich ja anregend auswirken. Aber ich komme über die ersten Tage in Havanna nicht hinaus.

Vielleicht ist das Buch wirklich toll. Aber mir ist das verborgen geblieben. Ich habe irgendwo gelesen, dass das große Plus dieses Buches die Detailverliebtheit ist. Eine Szene, die 10 Sekunden dauert, kann über 10 Seiten gehen. Das ist auch genau mein Eindruck: verliebt, verlobt, verheiratet – Ende der Geschichte. Der Rest ist eine nicht endende Beschreibung von Belanglosigkeiten – zumindest bis zu dem Punkt, an dem ich das Buch frustriert weglegte. Aus meiner Sicht schadet ein bisschen Handlung nicht.

Andererseits ist das Preis/Leistungsverhältnis wirklich toll. Für so wenig Märker so lange lesen – das hat schon was.

Ich behalte das Buch sicherheitshalber mal, für den Fall dass ich mit einer langwierigen Krankheit geschlagen werde oder eine Haftstrafe antreten muss.

Aber es ist wirklich kein Buch, das man gelesen haben muss. Und was die Ergriffenheit des Herrn Reich-Ranicki betrifft, so frage ich mich manchmal, ob das nicht nur Rache an den Zuschauern war.

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Zuletzt aktualisiert am: Montag, 17. März 2003

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