Nick Hornby
How To Be Good
Penguin Taschenbuch
ISBN 0-140-28701-9
Monikas Meinung:
Diese Kritik beruht auf dem englischen Original.
Katie ist Ärztin und damit inhärent ein guter Mensch, jedenfalls
sind ihr noch nie Zweifel an dieser Tatsache gekommen. Dass ihre Ehe
sich nach einem Dutzend Jahren abgenutzt und sie sich deshalb einen
Liebhaber zugelegt hat (der sie jedoch nicht wirklich befriedigt), ist
kein Grund, sich für einen schlechten Menschen zu halten. Immerhin
lässt man sich heutzutage auch in den besten Kreisen scheiden.
Die Gründe für ihre Abneigung gegen David, ihren Mann, sind
gleichzeitig trivial und weit verbreitet, nur dass die Konstellation bei
vielen Autoren umgekehrt ist: David achtet nicht mehr auf sein
Äußeres, und die Tatsache, dass er sich um Haushalt und Kinder
kümmert, während Katie das Geld nach Hause bringt, trägt nicht
unbedingt dazu bei, ihn in ihren Augen attraktiver zu machen, zumal sie
den Roman, an dem er gerade schreibt, einfach nur grässlich findet. Als
David zu DJ GoodNews, einem Wunderheiler, geht, um seine
Rückenschmerzen behandeln zu lassen, gegen die Katie seit Jahren
machtlos ist, spitzt die Situation sich zu. Was die Schulmedizin nicht
schafft, erledigt der spirituelle Heiler in wenigen Minuten, und
schlimmer noch, David wird "erleuchtet" und versucht fortan,
die Welt zu verbessern.
Zunächst quartiert er GoodNews, der gerade seine Wohnung verloren
hat, im Haus ein und spaltet die Familie in zwei Lager: Katie und Sohn
Tom sind dagegen, David und Tochter Molly sind dafür. Doch damit nicht
genug, David verspürt plötzlich den Drang, die ganze Welt zu retten,
notfalls auf Kosten der eigenen Familie, die seiner Meinung nach sowieso
im Überfluss lebt. Und sämtliche Nachbarn in der Straße müssen
selbstverständlich ebenfalls "bekehrt" werden...
Es grenzt schon hart an Satire, was Nick Hornby seinen Lesern in
diesem Buch zumutet, und meiner Meinung nach sollte man es auch mit
einem Augenzwinkern lesen. Wenn man sieht, wie viel Regalplatz so
genannte "Ratgeber" und "Lebenshilfebücher" in den
Buchhandlungen beanspruchen, von den unzähligen esoterischen Werken,
die normalerweise gleich daneben stehen, ganz zu schweigen, ist es
eigentlich eher verwunderlich, dass nicht mehr Autoren dieses Thema auf
die Schippe nehmen. Vielleicht sind sie mir auch bisher einfach nur
entgangen.
Dass Hornby aus der Perspektive einer Frau schreibt, fand ich
zunächst zwar etwas überraschend, aber dennoch gelungen. Auch die
Tatsache, dass er den Spieß umdreht und zur Abwechslung eine Frau genau
jene Gefühle hegen lässt, die oft den Männern vorbehalten sind, hat
mir gefallen. Katie fragt sich außerdem unentwegt (was dem einen oder
anderen Leser auf die Nerven gehen mag), ob sie denn kein guter Mensch
sei, da David ihr vorlebt, wie ein wirklich guter Mensch sich (seiner
Meinung nach) zu verhalten hat. Ich habe ihre Gedanken eher wie die
Frage aufgefasst, die so mancher sich vielleicht auch schon ab und zu
gestellt hat, nämlich ob man selbst verrückt ist oder eher alle
anderen. Und nicht jede Frau strebt im Leben als höchstes Ziel an, Mann
und Kinder glücklich zu machen. Wer das für die höchste Bestimmung
einer Frau hält, sollte lieber einen großen Bogen um dieses Buch
machen, es würde ihm nicht gefallen. |
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