Denise Mina
Garnethill
Schrei lauter, Maureen
Bantam Books 1999
ISBN 0-553-50694-3
Die Kritik beruht auf dem
englischen Original.
Christinas Meinung:
Maureen O’Donnell ist nicht
gerade ein Glückskind. Als Kind von ihrem Vater missbraucht, hat sie noch heute
psychische Probleme, die sie zeitweilig in eine geschlossene Anstalt gebracht
haben. Ihre Mutter säuft wie ein Loch, und nur ihr Bruder Liam, ein
freundlicher Drogendealer, glaubt ihr, was sie über ihren Vater erzählt. Und
dann ist da noch die unglückliche Beziehung zu ihrem verheirateten Freund, die
sie beenden will.
Dass er nach einer
durchzechten Nacht mit durchschnittener Kehle in ihrem Wohnzimmer sitzt, hat
sie sich allerdings nicht vorgestellt. Zur Polizei, die sie schlimmstenfalls als
Verdächtige, bestenfalls als unzuverlässige Zeugin sieht, hat sie ein eher
gespanntes Verhältnis. Um ihr Leben – auch wenn es nichts Besonderes war – zurückzubekommen, rekonstruiert sie den letzten Tag ihres
Freundes und kommt einem gefährlichen Geheimnis auf die Spur.
Denise Minas Erstlingswerk
ist ein meisterhaft düsterer Thriller in bester Hardboiled-Tradition. Maureen
ist beileibe keine Amateurdetektivin, die von Katastrophe zu Katastrophe
stolpert, sondern eine starke, zerrissene Heldin, die ihr Schicksal in die
eigenen Hände nimmt. Die Welt der psychisch Kranken schildert Mina ähnlich
einfühlsam wie ihre amerikanische Kollegin Abigail Padgett in ihrer Serie um
die Sozialarbeiterin Bo Bradley. Mina gelingt die Gratwanderung, ihre Heldin mit
Unglück zu überhäufen, ohne sie unglaubwürdig wirken zu lassen. Dazu umgibt sie
sie mit realistischen Nebenfiguren (mit vielleicht einer Ausnahme), die sich
dankenswerterweise nicht in Helden und Schurken einteilen lassen. Ist die
Handlung einmal in Gang gekommen, verliert sie nicht an Geschwindigkeit und
steuert zielsicher auf den Höhepunkt zu. GARNETHILL ist der erste Teil einer
Trilogie, und obwohl am Ende des Buches klar ist, dass das Ende von Maureens
Geschichte noch nicht erreicht ist, gibt es hier keinen sensationsheischenden
Cliffhanger. Das einzige, was mir an diesem Buch nicht gefiel, war die holprige
Art, wie Mina die Biografie von Maureens Familie eingebaut hat.
GARNETHILL macht definitiv
Lust auf mehr.
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Christina
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