Alan Lightman
Und immer wieder die Zeit
Einstein's Dreams
Helgas Meinung
Diese kleine Sonderausgabe bekam ich geschenkt und
beschloss irgendwann mal, sie höflichkeitshalber zu lesen, denn eigentlich ist
mir Einsteins Gedankenwelt zu komplex und ich hatte innerlich schon damit
abgeschlossen. Und dann diese Überraschung!
Ein Astrophysiker mit poetischer Ader lässt uns an 30
Träumen Einsteins über die Zeit teilhaben. In jedem Traum wird eine Hypothese
über die Beschaffenheit der Zeit durchgespielt. Die Sprache ist außerordentlich
schlicht, kein Wort ist zu viel. Genau das hat mir unheimlich gut gefallen.
Demzufolge sind die Szenarien auch nicht detailliert ausgefeilt, aber das tut
der Sache keinen Abbruch. Die meisten Träume lassen selbst physikalisch
Begriffsstutzige erkennen, was es mit der Zeit auf sich haben könnte, und das
ist das große Verdienst dieses Buches, denn mit der Materie hatte ich mich
schon öfter auseinander gesetzt, ohne etwas zu kapieren.
Aber ist es nicht etwas lieblos, einfach einen Haufen
Träume aneinander zu reihen? Möglicherweise. Doch wenn man anfängt,
literarische Querverweise zu erstellen, überfordert man nur den unbedarften
Leser.
Auch wird die Logik nicht stringent durchgehalten. Wenn
die Welt nämlich morgen bekanntermaßen untergehen würde, welchen Grund hätte
heute ein Schaffner, seinen Job ordentlich zu machen? Würde aber die Welt so
dargestellt, wie sie möglicherweise wäre und nicht so, wie wir sie kennen,
könnte dann noch jemand das Wesen der Zeit verstehen?
Die Schwächen und die Fehler finde ich verzeihlich. Hier
wird niemand mit Formeln genervt oder mit komplizierten Zusammenhängen
gelangweilt. Das Lesen ist ein Genuss, das Verstehen ein echtes
Erfolgserlebnis. So was ist bei allen Mängeln nicht zu toppen, deshalb maximale
Wertung.
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Helga
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