A Darker Place
Die Feuerprobe
Bantam Books 1999
ISBN 0-553-57824-3
Die Kritik basiert auf der amerikanischen Originalversion.
Auf Deutsch ist das Buch unter dem Titel DIE FEUERPROBE bei rororo erschienen.
Christinas Meinung:
Anne Waverly ist Historikerin und spezialisiert auf
alternative religiöse Bewegungen. Ihr friedliches Leben als
Universitätsprofessorin in Oregon unterbricht sie aber immer wieder, um sich im
Auftrag von FBI-Agent Glen McCarthy in Sekten einzuschleusen, die das Misstrauen
der Behörden erregt haben. Manchmal konnte sie helfen, kritische Situationen
gewaltlos zu beenden. Aber einer ihrer Einsätze hätte sie auch beinahe das
Leben gekostet. So trägt sie die Schuld ab, die sie am Tod ihres Mannes und
ihrer kleinen Tochter zu haben glaubt, die bei dem Massenselbstmord einer
Sekte, der sie angehörten, ums Leben kamen.
Als Anne sich der Kommune Change in der Wüste von Arizona
anschließt, merkt sie sofort, dass diesmal etwas anders ist, etwas, das ihren Auftrag und ihr Leben gefährdet.
Religiöse Bewegungen und Theorien sind oft Thema der Bücher
von Laurie R. King, z. B. auch in ihrem Kate-Martinelli-Krimi DIE MASKE DES
NARREN. Sie kennt sich aus, und ihr fundiertes Wissen macht ihre Bücher
besonders interessant.
Immer wieder geraten religiöse Gemeinschaften in die
Schlagzeilen, die sich so stark von ihrer Umwelt abkapseln, dass eine
Kleinigkeit zu einer Katastrophe führen kann. Man denke an die Sonnentempler
oder die Branch-Davidians von Waco. King beschreibt überzeugend eine solche
Gemeinschaft in verschiedenen Stadien. Sie stattet sie mit einem schlüssigen
Glaubenssystem aus und schafft zwei charismatische Anführerfiguren, die
allerdings etwas einseitig bleiben. Den einzelnen Kapiteln sind fiktive
Notizen, Aufsätze und Vorträge von Anne Waverly vorangestellt, aus denen man
Einsichten in die Mechanismen solcher Gemeinschaften und den Umgang der
Behörden mit ihnen gewinnen kann.
Ihre Hauptfigur ist ihr nicht immer so überzeugend gelungen.
Man kann nicht so ganz nachvollziehen, warum Anne Waverly bereit ist, auf
diesen gefährlichen Einsatz zu gehen, und ihre Beziehung zu Glen McCarthy
schien mir auch nicht so ganz durchdacht zu sein. Vielleicht wollte die Autorin
auch nur für Überraschungen sorgen, indem sie ihre Charaktere auf unerwartete
Weise reagieren ließ, mich hat es jedenfalls aus der Geschichte geworfen. Annes
langsamer Weg zurück zu sich selbst und die anrührende Beziehung zu zwei
Kindern, die sie unter ihre Fittiche nimmt, sind ihr besser gelungen. Schade
nur, dass sie ihre Charaktere nicht ebenso sorgfältig entwickelt hat wie den
theoretischen Hintergrund der Geschichte.
Dennoch gelingt es Laurie R. King, die Spannung allmählich
zu steigern und aus einem ziemlich kopflastigen Thema einen spannenden Thriller
zu machen, der allerdings noch ein weiteres Kapitel vertragen hätte.
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Christina
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