Schüsse aus der Steinzeit
Goldmann 1993
ISBN 3-442-41445-8
Übersetzt von Helmut Eilers
Originaltitel: Dance Hall of the Dead
Christinas Meinung:
Der zwölfjährige Zuñi Ernesto Cata wird tot aufgefunden, kurz
bevor er an einer wichtigen Zeremonie seines Stammes teilnehmen sollte.
Sein bester Freund, der 15-jährige Navajo George Bowlegs, ist
verschwunden. Lieutenant Joe Leaphorn von der Navajo-Polizei muss ihn
finden, denn es sieht so aus als wüsste er, was mit Ernesto passiert
ist. Und das weiß auch dessen Mörder.
Indianer, das ist ein Wort, das sofort Bilder in unseren Köpfen
heraufbeschwört. Der Edle Wilde Winnetou, die kreischenden,
blutrünstigen Horden aus den Wildwestfilmen, farbenfrohe Rituale, die
gern als Motiv für Fotografen und Filmemacher genommen werden, oder
traurige Gestalten, die alkoholisiert am Rande der Gesellschaft
dahinvegetieren.
Die Rituale und der Alkoholismus fehlen auch in Tony Hillermans Krimi
SCHÜSSE AUS DER STEINZEIT nicht, denn sie gehören zur Realität der
amerikanischen Ureinwohner, aber hier werden die Menschen weder
romantisiert noch verächtlich gemacht oder bemitleidet. Hillerman wirft
einfach einen Blick auf ihren Alltag, den er kennt, da er als Weißer in
einem Reservat aufgewachsen ist. Dadurch hat er nicht nur Erfahrungen
aus erster Hand über das Reservatsleben, sondern weiß auch wie es ist,
der Andere zu sein.
Für die Zuñi ist Joe Leaphorn der Andere. An der Seite des Navajo
entdecken die Leser die Religion der Zuñi, die für Leaphorns Fall von
Bedeutung ist. Er führt sie auch durch das Reservat und macht sie auf
der Suche nach George Bowlegs mit den sehr unterschiedlichen Bewohnern
bekannt. Sein Blick ist melancholisch und manchmal sogar resigniert.
Hillerman versteht es, das Porträt einer Gesellschaft mit einer
spannenden Krimihandlung zu verknüpfen, ohne mit erhobenem Zeigefinger
dazustehen. |
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Christina Gross
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