Das Geheimnis der Puppe
Lesung, 4 Kassetten, gelesen von Matthias Kahler
Langen Müller 2000
Monikas Meinung:
Tom und Laura führen mit ihrem vierjährigen Sohn Danny eine
glückliche Ehe; Tom schreibt Horrorromane und stößt bei der Suche
nach einem Drehort für eines seiner Bücher auf ein Haus, das ihm in
jeder Hinsicht gefällt, und die Familie zieht aufs Land, wo er zum
Schreiben seine Ruhe hat. Es ist ihnen zwar nicht ganz klar, warum der
Besitzer ihnen das Anwesen zu einem vergleichsweise so günstigen Preis
verkauft, aber letztendlich sind sie glücklich, ein Schnäppchen
gemacht zu haben. Dass anscheinend ein Kind aus der Nachbarschaft den
Garten als Spielplatz benutzt, stört sie nicht, denn auf diese Art hat
Danny gleich einen Spielkameraden.
Doch bald schon fällt ihnen allerlei Merkwürdiges an dem kleinen
Mädchen auf: Es scheint geistig zurückgeblieben zu sein, spricht kein
Wort und ist zudem selbst für ländliche Verhältnisse ausgesprochen
altmodisch angezogen. Laura versucht mit allen Mitteln herauszufinden,
wohin es gehört und kommt dabei einem schockierenden Geheimnis auf die
Spur.
Man kann nicht behaupten, dass Petra Hammesfahr konventionelle Krimis
schreiben würde. Zunächst einmal gibt es weder eine Leiche noch einen
Täter, dafür allerlei mehr oder weniger gruselige Andeutungen, die
darauf hinweisen, dass hinter dem kleinen Mädchen mit der Puppe mehr
steckt, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Die Autorin baut die
Spannung kontinuierlich auf, und sie kommt dabei mit bemerkenswert
wenigen Figuren aus. Während die Geschichte langsam voranschreitet,
erfahren wir nebenbei etwas über Lauras Familie, die in unmittelbarem
Zusammenhang mit den aktuellen Geschehnissen steht, auch wenn sie das
zunächst nicht weiß. Vor unseren Augen oder in diesem Fall besser
Ohren entfaltet sich ein Psychodrama unvermuteten Ausmaßes, und die
Spannung steigert sich fast bis zum letzten Moment.
Ich konnte nicht feststellen, ob es sich hier um eine gekürzte oder
eine ungekürzte Lesung handelt, leider fehlt ein diesbezüglicher
Vermerk auf den Kassetten. Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass mir
wesentliche Informationen gefehlt hätten. Wenn sie gekürzt ist, dann
wurde es aussprochen geschickt gemacht. Die ruhige Erzählweise von
Matthias Kahler hat mir bei diesem Text gut gefallen, es ist auf jeden
Fall eine der besseren deutschen Lesungen, die ich bisher gehört habe.
Wer allerdings erwartet, dass er eine Art Hörspiel daraus macht und
jeder Figur ihre eigene Stimme verleiht, der wird enttäuscht werden.
Wer sich aber einfach nur gern vorlesen lässt, der wird mit diesem
Hörbuch ganz sicher auf seine Kosten kommen. |
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Monika Hübner
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