Im Blutsommer 1995 starben in einem kleinen Dorf in der Nähe von
Köln vier junge Frauen und ein Mann. Den Mörder Lukka tötete Ben, ein
zurückgebliebener junger Mann mit Bärenkräften, um seine kleine
Schwester zu beschützen. Die Zusammenhänge kann man in Petra
Hammesfahrs Buch DER
PUPPENGRÄBER nachlesen. Auf den letzten Seiten dieses Werkes stand
zu lesen, dass der spannende Fall, der gerade geklärt schien, noch
lange nicht zu den Akten gelegt werden kann.
Ben hat nach dem Tode Lukkas einige Zeit in einer psychiatrischen
Anstalt verbringen müssen, aber seine Mutter Trude und die Kommissarin
Brigitte Halinger, die auch diesmal wieder den Part der Erzählerin
übernimmt, holen ihn nach Hause. Er hilft der Kommissarin, die immer
noch verschwundenen Leichen von Lukkas Opfern zu finden. Aber für Ben
ist nichts mehr so, wie es war. Seine schwerkranke Mutter stirbt, und
seine Familie will wegen seiner Rolle als Lukkas Gehilfe nichts mehr von
ihm wissen. Er findet ein neues Zuhause bei Bruno Kleu und eine
Ersatzmutter in dessen blutjunger Schwiegertochter Patrizia. In Lukkas
Bungalow wohnt jetzt Miriam Wagner, Lukkas Erbin, die beinahe seine
Stieftochter geworden wäre. Sie will herausfinden, ob der Mann, den sie
jahrelang verehrt hat, wirklich so ein Monster war und welche Rolle Ben
dabei gespielt hat. Und dann verschwinden wieder Frauen...
Mit LUKKAS ERBE ist Petra Hammesfahr etwas Außergewöhnliches
gelungen. Sie siedelt das Buch am selben Ort an wie seinen Vorgänger,
die handelnden Personen sind zum Teil dieselben und sogar das
Grundmuster der Handlung ist bewusst ähnlich angelegt. Trotzdem ist
LUKKAS ERBE ein völlig eigenständiges Buch und genauso spannend wie
DER PUPPENGRÄBER. Diesmal beschränkt sich die Autorin auf einen
vergleichsweise kleinen Personenkreis, bezieht nicht das ganze Dorf in
die Handlung mit ein und arbeitet auch nicht so oft mit Rückblenden.
Ihre Protagonisten sind diesmal die Außenseiter des Dorfes, so wie Ben,
aber auch Miriam Wagner, die durch den Unfall, bei dem ihre Mutter ums
Leben kam, verkrüppelt und entstellt wurde, und Hartmut Rehbach, seit
einem Verkehrsunfall an den Rollstuhl gefesselt, dessen Frau Nicole sich
mit Miriam anfreundet. Sie alle bekommen noch die Auswirkungen von
Lukkas Greueltaten zu spüren, auch wenn das Dorf längst wieder zum
Tagesgeschäft übergegangen ist. Nur Ben kennt die Wahrheit, doch der
lebt in seiner eigenen Welt. Am Ende kann Kommissarin Halinger wieder
nur sagen: "Ich habe mit allen gesprochen, die noch reden
konnten."
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