Teri Holbrook

The Grass Widow

Der Junge am Fenster

Bantam Books 1996

Die Kritik beruht auf der amerikanischen Originalausgabe. Die deutsche Übersetzung ist unter dem Titel DER JUNGE AM FENSTER bei Goldmann erschienen.

Christinas Meinung

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Historikerin Gale Grayson ist mit ihrer kleinen Tochter Katie Pru aus England nach Georgia ins Haus ihrer Großmutter Ella zurückgekehrt. Hier hofft sie, wieder Ruhe zu finden, nachdem ihr Mann, ein Dichter und Terrorist, sich vor vier Jahren auf der Flucht vor der Polizei selbst getötet hatte und nachdem sie selbst im vergangenen Jahr erneut ins Visier einer polizeilichen Ermittlung geraten war. Das ist ihr aber nicht vergönnt. Mitten in seinem jährlichen Gospel-Barbecue, zu dem wie immer Leute von weit her gekommen sind, geht ihr Cousin Martin Cane in sein Haus. Kurz darauf fällt ein Schuss. War es wirklich ein Unfall beim Reinigen seines Gewehrs? War es Selbstmord? Oder war es doch eine der vier Frauen, die - angeblich verwirrt und nur bemüht, dem tödlich verletzten Martin zu helfen - alle Spuren am Tatort verwischt haben? Da die Cane-Frauen nicht gewillt scheinen, die Behörden zu unterstützen, wendet Sheriff Truitt sich hilfesuchend an Gale.

Ebenso farbig und detailreich, wie sie in ihrem ersten Buch SCHREI IM WIND die Verwicklungen einer englischen Dorfgemeinschaft beschrieben hat, entwirft die amerikanische Journalistin Teri Holbrook nun das Bild eines eng verwobenen Familienclans aus dem amerikanischen Süden, in dem die Frauen, die "Magnolien aus Stahl", die Fäden in der Hand halten und die Männer im Hintergrund verschwinden. Dabei schaut sie auch öfter durch die Augen von Gales vierjähriger Tochter Katie Pru, was ich besonders gelungen fand. Wie in den Balladen-Krimis von Sharyn McCrumb liegt auch in DER JUNGE AM FENSTER der Schlüssel zu den Rätseln der Gegenwart in einer Legende aus der Vergangenheit. Linnie Glynn Cane ist der ruhelose Familiengeist, und Holbrook verknüpft ihre Geschichte gekonnt mit den Ereignissen um den Tod ihres Enkels Martin, ohne Linnie aber als tatsächlich handelnde Person auftreten zu lassen.

Wer Krimis mag, die sich nicht nur auf die Aufklärung eines Verbrechens konzentrieren, sondern die Leser auch noch in eine ganz eigene Welt entführen, sollte Teri Holbrook im Auge behalten.

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Zuletzt aktualisiert am: Samstag, 12. August 2006

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