Vor drei Jahren hat sich der Dichter und Terrorist Tom Grayson in der
Dorfkirche seines Heimatorts Fetherbridge vor den Augen der Polizei
erschossen. Nun werden Chief Inspector Daniel Halford und Sergeant Maura
Ramsden von Scotland Yard erneut in das idyllische Dörfchen in
Südengland geschickt, da Lisa Stillwell, die für Graysons Witwe Gale
als Babysitter gearbeitet hat, tot aufgefunden wurde. Jeder im Ort
fühlte sich irgendwie für die mutterlose Lisa verantwortlich, und fast
jeder ist nur allzu gern bereit, mit dem Finger wieder auf die Frau zu
zeigen, die sie für Fetherbridges verlorene Unschuld verantwortlich
machen: Gale Grayson.
Aber Halford und Ramsden müssen bald erkennen, dass es unter der
glatten Oberfläche des Dorfes brodelt und dass auch hier nichts so ist,
wie es auf den ersten Blick scheint.
Gale Grayson ist eine amerikanische Historikerin, die es durch Heirat
nach Hampshire verschlagen hat. Zusammen mit ihrer fantasievollen
dreijährigen Tochter Katie Pru bildet sie ein einmaliges Gespann, das
zwischen den wachsenden Anfeindungen der Dörfler und dem Misstrauen der
Polizei seinen Weg finden muss.
Die amerikanische Journalistin Teri Holbrook schafft es mit wenigen
Worten, den Leser in das fiktive Musterdörfchen Fetherbrigde zu
versetzen, das im 18. Jahrhundert von einem Adligen als ein kleines,
privates Utopia angelegt wurde und bis heute dem Einfluss der modernen
Zeit recht gut widerstanden hat. Geschickt schält sie Lage um Lage von
dem Idyll, bis die Wahrheit dem Leser klar und deutlich vor Augen steht.
In ihrer atmosphärisch dichten Beschreibung einer kleinen, eng
verbundenen Gemeinschaft gleicht ihr Buch ein wenig den Balladenkrimis
von Sharyn McCrumb, allerdings steht bei ihr das begangene Verbrechen im
Zentrum der Geschichte, und sie verliert sich nicht so sehr in
historischen Handlungssträngen, wie es McCrumb manchmal tut.
SCHREI IM WIND braucht eine Weile, um richtig in Gang zu kommen, aber
dann fällt es immer schwerer, sich aus dem Beziehungsgeflecht zwischen
Lisa Stillwell und den Dorfbewohnern zu befreien. |