Batya Gur

Du sollst nicht begehren

Goldmann 1997
Die Kritik beruht auf der deutschen Übersetzung von Mirjam Pressler

Christinas Meinung

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Zunächst sieht alles wie ein tragischer Unfall aus. Osnat Harel, Kibbuzsekretärin, wird mit einer Lungenentzündung in die Krankenstation des Kibbuz eingeliefert und stirbt kurz darauf an einer allergischen Reaktion auf Penicillin. Die Autopsie kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis. Michael Ochajon, der gerade zu einer Sonderabteilung versetzt wurde, steht wieder einmal vor der Aufgabe, in einer in sich geschlossenen Welt einen Mörder zu jagen, einer Welt, die durch jeden seiner Schritte aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann.

Batya Gur hat auch ihren dritten Ochajon-Krimi nach der bewährten Formel geschrieben. Ein Verbrechen erschüttert eine kleine Welt, in der nicht dieselben Regeln gelten wie anderswo. Anders als die Gemeinschaft der Psychoanalytiker oder der Literaturwissenschaftler ist der Kibbuz außerdem typisch israelisch. Gur gelingt es auch diesmal, diese Welt für den Leser aufleben zu lassen, aber die Verknüpfung mit der Krimihandlung, ohnehin nie das stärkste Element ihrer Bücher, ist ihr misslungen. Ochajons bewährtes Team kommt in diesem Buch kaum vor, da er versetzt wurde, und auch er selbst ist eher blass. Es gehört nicht viel dazu, den Täter zu durchschauen. Während in AM ANFANG WAR DAS WORT noch die Geschichte so gut erzählt war, dass mir das nichts ausgemacht hat, habe ich mich bei der Lektüre von DU SOLLST NICHT BEGEHREN ziemlich gelangweilt. Die Person des Opfers gewinnt keine Konturen, sondern gerät immer mehr in Vergessenheit, die Ermittlungen hängen in der Luft, und das Buch ist voll mit Nebenhandlungen, die nicht richtig entwickelt werden.

Gur hätte besser daran getan, ihre Geschichte über die Veränderung der Kibbuz-Bewegung nicht mit einem Mord zu garnieren. So funktioniert weder der Krimi, noch der Kibbuz-Teil.

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Zuletzt aktualisiert am: Freitag, 11. August 2006

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