Bei einem Ausflug mit seinem Sohn wird Inspektor Michael Ochajon von
der Jerusalemer Kriminalpolizei Zeuge, wie der Literaturdozent Ido Duda’i
bei einem Tauchunfall ums Leben kommt. Am selben Wochenende wird Scha’ul
Tirosch, gefeierter Dichter, Star des Fachbereichs Literatur und Duda’is
Doktorvater, in seinem Büro brutal erschlagen. Der Fall Tirosch wird
Ochajon übertragen, und er entdeckt schon bald eine Verbindung zu dem
Unfall, der natürlich keiner war.
Nach dem zweiten Ochajon-Krimi kann man Batya Gur vor allem eines
bescheinigen: Übung macht den Meister. Sie hat es geschafft, die guten
Elemente beizubehalten und einige der Schwächen ihres Debüts DENN
AM SABBAT SOLLST DU RUHEN auszumerzen. In AM ANFANG WAR DAS WORT
unterlaufen Michael Ochajon keine peinlichen Fehler mehr. Das Buch ist
kein hektischer Thriller, aber dennoch hat Gurs zweiter Krimi ein
besseres Tempo. Man findet leichter in die Geschichte hinein. Dafür
muss ich als kleines Manko anführen, dass man die Hintergründe des
Verbrechens viel zu leicht durchschaut.
Die geschlossene Gesellschaft, in der dieser Krimi angesiedelt ist,
ist der Fachbereich Literatur. Das Motiv für das Verbrechen
funktioniert nur in diesem besonderen Zirkel, ist aber trotzdem
glaubwürdig. Die Riege der Verdächtigen setzt sich aus
hintergründigen Charakteren zusammen, die die Leser in Atem halten. Mit
ihren Ausführungen über die israelische Dichtkunst verleiht Gur dem
Buch einen intellektuellen Touch, aber auch das fügt sich harmonisch in
die Geschichte ein. Man merkt, dass Gur für ein Publikum schreibt, das
ihre Schauplätze kennt, auch wenn man diesmal ein besseres Gefühl für
den Ort des Geschehens bekommt. Vielleicht trägt dazu auch die
Übersetzerin dazu bei, die weitgehend darauf verzichtet, Ortsbezeichnungen
ins Deutsche zu übertragen.
Nur Ochajons Team kommt wie im ersten Buch ein wenig zu kurz.
Irgendwie gelingt es Gur besser, die Figuren zum Leben zu erwecken, die
man nicht wiedersehen wird.
Eine durchaus empfehlenswerte Serie und ein angenehm zu lesendes
Buch. |