Andreas Eschbach

Das Jesus Video

Bastei-Lübbe 2000

Monikas Meinung

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Bei einer Ausgrabung in der Nähe von Jerusalem macht Stephen Foxx, Student und Ausgrabungshelfer, in einem Grab einen merkwürdigen Fund. Seltsam ist der Tote selbst, denn er hat Amalgamfüllungen in einigen seiner Zähne. Mindestens ebenso seltsam ist die Grabbeigabe - in einem unscheinbaren, vom Alter porös gewordenen Jutesäckchen steckt die Bedienungsanleitung für eine digitale Videokamera von Sony. Wie kann ein vor zweitausend Jahren gestorbener Mann moderne Zahnfüllungen haben, und wie kommt die Bedienungsanleitung ins Grab? Stephen glaubt zunächst an einen schlechten Scherz, aber die Schicht, in der sich das Grab befindet, war unberührt. Das merkwürdige Verhalten des Ausgrabungsleiters überzeugt ihn davon, dass er auf eine Sensation gestoßen sein muss. Wo eine Bedienungsanleitung ist, muss sich auch irgendwo die zugehörige Kamera finden, zumindest scheinen alle Beteiligten das zu hoffen. Und was würde jemand im Palästina der Zeitenwende schon filmen wollen, wenn nicht Jesus von Nazareth? Eine fieberhafte, abenteuerliche Suche nach dem vermeintlichen Jesus Video beginnt, die jeder wissenschaftlichen Grundlage zu entbehren scheint.

Zeitreisen sind immer wieder ein beliebter Stoff bei Science Fiction Autoren, und der Fantasie sind keine hier Grenzen gesetzt. "Unbequeme" Tote mit modernen Artefakten in nachweislich alten Schichten scheinen ein beliebtes Thema zu sein, und der Beginn der Geschichte erinnert vage an Bernhard Kegels Ölschieferskelett. Hier hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf, denn Andreas Eschbachs Roman entwickelt sich in eine völlig andere Richtung. Was nun folgt, ist eine Art Realsatire, ein sicher nicht allzu weit hergeholter Seitenhieb auf die Angewohnheit mancher Zeitgenossen - vor allem der geschäftlich erfolgreichen - alles möglichst gewinnbringend vermarkten zu wollen. Wer besonders gläubig ist und große Stücke auf die Kirche als Institution hält, sollte vielleicht Abstand davon nehmen, dieses Buch zu lesen. Es ist keineswegs ein Angriff auf den Glauben, aber die Mächtigen kommen nicht allzu gut dabei weg.

Das Buch ist voller überraschender Einfälle und Wendungen. Wenn man gerade glaubt, jetzt würde die Auflösung unmittelbar bevorstehen, kommt ein neues Element ins Spiel und die Handlung entwickelt sich in eine völlig neue Richtung. Zum Schluss passen alle Puzzleteile jedoch zusammen und ordnen sich zu einem Bild, das vielleicht doch nicht ganz so aussieht, wie man es zu Beginn erahnt zu haben glaubte. Es ist eine Kunst, bei einer solchen Geschichte das Ende nicht zu ruinieren, aber Andreas Eschbach ist es beim Jesus Video gelungen.

Fazit: Ein äußerst spannender Science Fiction-Roman, der den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht.

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Zuletzt aktualisiert am: Samstag, 29. Juli 2006

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