Das Aussterben der Dinosaurier am Ende der Kreidezeit
vor 65 Millionen Jahren beschäftigt Fachwelt und Laien gleichermaßen. Seit zu Beginn der
90er Jahre der Krater von Chicxulub entdeckt wurde, ist es auch für die letzten Zweifler
kaum noch von der Hand zu weisen, dass das Mesozoikum durch einen Kometen- oder
Asteroideneinschlag sein Ende fand. Diesen Einschlag für das Massensterben verantwortlich
zu machen, fällt einigen Wissenschaftlern allerdings nach wie vor schwer. Charles Frankel
sammelt in seinem Buch Argumente - um nicht zu sagen Beweise - dafür, dass kosmische
Katastrophen die Auslöser für so manches Massensterben im Verlauf der Erdgeschichte
waren und erklärt anhand der geologischen Daten des Chicxulub-Kraters, warum ausgerechnet
dieser Einschlag so verheerende Folgen für die Biosphäre gehabt haben muss.
Der Autor geht dabei vor wie bei einer kriminalistischen Untersuchung. Das
Buch beginnt mit einer Beschreibung des "corpus delicti", dem Massensterben wie
es in der Fossilüberlieferung belegt ist. Danach werden Indizienbeweise gesammelt, vor
allem die auf der ganzen Welt gefundenen Iridiumanomalien in der Grenzschicht zwischen
Kreidezeit und Tertiär, die Walter Alvarez und dessen Vater Luis auf die Spur des
kosmischen Einschlags brachten. Anschließend wird Schritt für Schritt erläutert, was
noch alles für die Einschlaghypothese spricht. Das nächste Kapitel ist den kontroversen
Diskussionen gewidmet, die nach der Erstveröffentlichung in SCIENCE begannen und die bis
heute anhalten. Hier fließen neueste Erkenntnisse über den ausgedehnten Vulkanismus
gegen Ende der Kreidezeit ein, der nach Aussage von einigen Wissenschaftlern eine
tragende Rolle beim Aussterben der Dinosaurier gespielt haben soll. Die Suche und
Entdeckung des Kraters ist Thema der nächsten beiden Kapitel, im sechsten Kapitel werden
schließlich die Auswirkungen des Einschlags besprochen, wobei der Autor nicht der Ansicht
ist, dass ein Einschlag im Meer lediglich lokal ein paar Sedimente aufwirbeln würde, die
sich schnell wieder setzen und schlimmstenfalls ein lokales Fischsterben nach sich ziehen
würden, wie andere es vorgeschlagen haben. Die Beschreibung der Konsequenzen, die ein
schräg auftreffender Körper von der Größe des Chicxulub-Boliden haben würde, lassen
kaum noch Zweifel daran, dass so ein Ereignis alles andere als eine lokal begrenzte
Umweltkatastrophe wäre.
Ein Kapitel, das den bekannten Massensterben in der Evolutionsgeschichte
gewidmet ist sowie ein Ausblick in die Zukunft der Menschheit runden das Buch ab. Es wirkt
wohldurchdacht, homogen und in sich geschlossen. Es ist zudem packend und interessant
geschrieben, ohne allzu sehr zu verallgemeinern oder in den Sensationsjournalismus
abzudriften. Auch wenn der Autor von Anfang an keinen Zweifel an seinem Standpunkt
lässt
- er ist ein uneingeschränkter Anhänger der Einschlagtheorie - bleibt er sachlich und
versucht, die "gegnerischen" Argumente überzeugend zu entkräften.
La
Mort des Dinosaures ist eines der besten Bücher zum Thema, die bisher erschienen
sind und sei all jenen, die sich dafür interessieren, wärmstens empfohlen. Es enthält
außerdem eine weiterführende Bibliographie, einen Index und ein Glossar.
Anmerkung: Diese Rezension bezieht sich auf die französische
Originalausgabe, die 1999 in einer erweiterten Neuauflage erschienen ist. Das Buch
ist 1999 in englischer Sprache erschienen.