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     Wer den Namen Michael Crichton hört, denkt zunächst an Bestseller wie Jurassic Park,
    Nippon Connection oder Airframe. "Im Kreis der Welt" ist eines seiner weniger bekannten
    Bücher, das insofern etwas Besonderes ist, als es uns etwas über den Autor selbst
    erzählt. Der Originaltitel "Travels" verrät dem Leser schon weit mehr von dem,
    was ihn erwartet, als der deutsche Titel. Crichton hat sich nach vielen Jahren
    entschlossen, in diesem Buch über seine vielen Reisen in die verschiedensten Teile der
    Welt zu berichten. Diese Reisen waren für ihn immer in erster Linie ein Urlaub, daneben
    aber auch eine Herausforderung, die gewohnte Umgebung hinter sich zu lassen und mit einem
    Minimum an Gepäck und Ausrüstung der Zivilisation zu entfliehen und ganz neue
    Erfahrungen in fremden Kulturkreisen zu machen.  
    Das in viele längere und kürzere Einzelkapitel aufgeteilte Buch erzählt u.a. von: 
             - Seiner Begegnung mit dem Buddhismus in Bangkok; 
             
            - einer traumatischen Erfahrung bei einem Tauchurlaub auf der Insel Bonaire; 
             
            - seiner Besteigung des Kilimandscharo;  
            - seinen zwiespältigen Gefühlen seinem Vater gegenüber; 
             
            - den Dreharbeiten zu dem Film "Der große Eisenbahnraub", bei dem er Regie
        geführt hat;  
            - seiner Begegnung mit dem Spiritismus.  
    Dies sind natürlich nur ein paar der Themen, die Crichton aus der persönlichen
    Erinnerung heraus zu teils amüsanten, teils melancholischen Kurzgeschichten verarbeitet
    hat. Neben den Beschreibungen der "räumlichen" Reisen gibt es noch die Reisen
    ins eigene Ich, zu denen ihn die Neugier auf alles Fremde und Unbekannte trieb. 
    So erfährt der staunende Leser z.B., dass dieser Schriftsteller, dessen Romane sich
    zum Teil durch einen sehr nüchternen, technischen Stil auszeichnen, sich mit dem
    Spiritualismus beschäftigt hat. So ganz ernst scheint er die Sache jedoch nicht genommen
    zu haben, denn er spricht in diesem Zusammenhang vom "Zusammenschluss der Spiritisten
    Großbritanniens" als dem "okkultistischen Kalten Büffet". Er betrachtet
    spiritistische Sitzungen trotz allen Interesses immer mit einer gesunden Portion Skepsis,
    kommt aber zu dem Schluss, dass es Menschen gibt, denen Informationsquellen zur Verfügung
    stehen, die gewöhnlichen Sterblichen verschlossen sind. Etwas seriöser erscheint ihm da
    die Meditation; er versucht sich auch daran und erfährt dabei eine Menge über sich
    selbst, ist aber noch immer der Ansicht, dass er im Grunde nicht weiß, wer er selber ist. 
    Das Faszinierende an diesem Buch ist, dass Crichton uns mit seinen Einblicken in sein
    eigenes Leben Aufschluss über grundlegende menschliche Verhaltensmuster gibt. Indem er
    versucht, selbstkritisch zu sein und sich selbst durch die Augen der anderen zu sehen,
    regt er uns an, einmal über unser eigenes Verhalten in bestimmten Situationen
    nachzudenken. Er tut dies jedoch auf so humorvolle Art, dass die Lektüre von "Im
    Kreis der Welt" in keiner Weise belehrend wirkt, sondern eigentlich ebenso spannend
    ist wie die seiner besten Romane. Mit dem Unterschied, dass diese in einem sehr viel
    formelleren Stil geschrieben sind, während "Im Kreis der Welt" teilweise einem
    Tagebuch ähnelt, das eigentlich nicht für andere Augen als die eigenen bestimmt ist.
    Leider ist die deutsche Ausgabe um einige Kapitel gekürzt worden, trotzdem erscheint das
    Buch als homogenes Ganzes. Wer es nicht weiß, dem wird es wahrscheinlich gar nicht
    auffallen. 
    Fazit: Ein "Muss" für jeden Crichton-Fan. 
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