Noch ahnt der Psychologe Norman Johnson nicht, was ihm bevorsteht, als er zu einem
Flugzeugabsturz im Pazifik gerufen wird. Sein Job besteht darin, den Überlebenden und
Angehörigen der Opfer seelischen Beistand zu leisten. Doch diesmal ist es anders,
nirgendwo sind Trümmer zu sehen, und Norman erfährt schließlich, dass es gar keinen
Absturz gegeben hat. Er soll vielmehr an einer geheimen Expedition der US Navy teilnehmen,
die ein Raumschiff untersuchen soll, das hier seit 300 Jahren auf dem Meeresgrund liegt.
Mit von der Partie sind außerdem die Biologin Beth Halpern, der Astrophysiker Ted
Fielding, der Mathematiker Harry Adams sowie einige Techniker, die für das weitere
Geschehen aber eher von untergeordneter Bedeutung sind. Nachdem das Wissenschaftlerteam
das Schiff zum erstenmal betreten hat, ereignen sich immer mehr mysteriöse Dinge im
Tiefseehabitat, die alsbald dramatische Auswirkungen auf die Expedition haben. Alles
scheint von einer seltsamen goldenen Kugel auszugehen, die das Schiff von einer seiner
Reisen mitgebracht hat. Zum großen Erstaunen aller manifestiert sich schließlich eine
Lebensform, die sich selbst "Jerry" nennt - die anfängliche Begeisterung und
Aufregung darüber schlägt jedoch alsbald in Entsetzen um, und unter den Menschen im
Habitat breitet sich gegenseitiges Misstrauen aus...
Die Gedanken des Bösen erschien 1987 - drei Jahre vor dem Weltbestseller
Dino Park. Obwohl das Thema ein völlig anderes ist,
sind die beiden Bücher sich von ihrer Struktur her recht ähnlich; bei beiden erstreckt
sich die Handlung über einen Zeitraum von wenigen Tagen, und die Hauptakteure sind in
beiden Fällen Wissenschaftler, die im Wesentlichen dazu da sind, dem Autor als Sprachrohr
zu dienen und den Lesern seine eigene Sicht der Dinge zu vermitteln. Außerdem sind auch
hier wie in fast allen Büchern von Michael Crichton wissenschaftliche Erklärungen
geschickt in den Text eingearbeitet.
Die Charaktere sind relativ flach, was bei Crichton nicht ungewöhnlich ist, da er
Charakteren nach eigener Aussage relativ wenig Bedeutung beimisst. Nicht umsonst sind die
meisten seiner Bücher inzwischen verfilmt worden, sie eignen sich von vornherein gut, um
daraus ein Drehbuch zu machen.
Man fragt sich indessen, ob der Autor eine besonders gute oder besonders schlechte
Beziehung zur Mathematik hat, denn ähnlich wie in Dino Park hat der
Mathematiker im Team auch in Die Gedanken des Bösen eine relativ undankbare
Rolle. Harry fehlen jedoch der ausgeprägte Sarkasmus und die exzentrische Note seines
"Nachfolgers" Ian Malcolm, der die Dinosaurier-Thriller so lesenswert macht. Der
Schluss des Buches ruft in den meisten Lesern wohl eher zwiespältige Gefühle hervor, den
einen ist die Auflösung zu simpel, als ob Crichton nichts Besseres eingefallen wäre, den
anderen gefällt gerade dieses einfache Ende. Bevor man dorthin gelangt, hat man jedoch
gut 400 Seiten spannende Lektüre vor sich. Die Gedanken des Bösen ist eines
von Crichtons weniger "wissenschaftlichen" Büchern, aber
dessenungeachtet
spannend und unterhaltsam.
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