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         Nach einer weltweiten Epidemie, der ein nicht unerheblicher Teil der
        Menschheit zum Opfer gefallen ist, kommt die forensische Archäologin
        Janie Crowe im Jahre 2005 nach England, um Bodenproben zu untersuchen.
        Janie hat ihre ganze Familie während der so genannten
        "Ausbrüche" verloren, und durch die tief greifenden
        gesellschaftlichen Veränderungen war sie gezwungen, ihren Beruf als
        Chirurgin aufzugeben und auf ein anderes Betätigungsfeld umzusatteln.
        Eine der Bodenproben enthält ein Stück Stoff, das mit einem Virus
        verseucht ist, der die moderne Welt mit einer neuen Form der Beulenpest
        bedroht. 
        Während der Pestepidemie, die in der Mitte des 14. Jahrhunderts in
        weiten Teilen Europas wütete, versucht der junge jüdische Arzt
        Alejandro Canches verzweifelt, ein Heilmittel gegen die Krankheit zu
        finden. Er nimmt an einem der Pesttoten eine Autopsie vor, was im
        spätmittelalterlichen Spanien als Ketzerei gilt. Um der Inquisition zu
        entgehen, flieht Alejandro nach Frankreich, verliert sein Ziel dabei
        jedoch nicht aus den Augen. 
        
        Die siebte Geissel ist Ann Bensons erster Roman, und es ist ihr
        eine interessante Mischung aus Science-Fiction, medizinischem Thriller
        und historischem Roman gelungen. Eigentlich erzählt sie - ähnlich wie
        Peg Kerr in The Wild Swans - zwei
        Geschichten, die subtil miteinander verknüpft sind. Jeweils abwechselnd
        werden die Handlungsstränge im 14. und im 21. Jahrhundert erzählt, und
        nach und kristallisiert sich heraus, wie sie miteinander verwoben sind,
        nämlich durch Alejandros Tagebuch, das Janie während ihrer
        Ausgrabungen in die Hände fällt. Beide führen einen mehr oder weniger
        aussichtslosen Kampf gegen die Pest, Alejandro in einer Zeit, als
        Antibiotika noch unbekannt sind, Janie in einer Welt der nahen Zukunft,
        in der die meisten Antibiotika wirkungslos geworden sind. Es ist kein
        Buch, das dem Leser ein wohliges Gefühl vermittelt, denn so ungastlich
        das mittelalterliche Spanien und Frankreich auch erscheinen mögen, das
        Bild, das die Autorin von der inzwischen sehr nahe gerückten Zukunft
        zeichnet, ist keineswegs anheimelnder. Durch die Ausbrüche sahen die
        Regierungen sich gezwungen, drastische Maßnahmen zur Seuchenkontrolle
        zu ergreifen, und der im medizinischen Sinne gläserne Mensch, der so
        viele Leute beunruhigt, ist auf erschreckende Weise Wirklichkeit
        geworden. 
        Auch wenn die Charakterisierung stellenweise etwas flach wirkt, ist
        es der Spannung des Buches nicht abträglich. Beide Geschichten
        funktionieren für sich allein, aber es sind ihre Berührungspunkte, die
        das Buch als homogenes Ganzes erscheinen lassen.  |