Wenn der Himmel auf die Erde stürzt wurde
1998 pünktlich zum Erscheinen der Filme Deep Impact und
Armageddon
neu aufgelegt. Es folgt im Wesentlichen dem Erzählschema eines
Katastrophenfilms und bietet wenig Neues, wenn man die beiden Filme gesehen
hat. Am ehesten wäre es mit Deep Impact zu vergleichen, da der
größte Teil der Handlung erzählt, wie die Menschen sich auf den zu
erwartenden Einschlag vorbereiten und was die Regierungen tun, um diesen zu
verhindern. Insofern unterscheidet es sich von Nivens und Pournelles Buch Lucifer's
Hammer, das vor allem die Zeit nach dem Einschlag eines Kometen
beschreibt.
In den Weiten des Alls wird ein Asteroid mit Kurs auf die Erde entdeckt,
Berechnungen ergeben, dass der Menschheit ca. ein Jahr bleibt, um Maßnahmen
einzuleiten, die ihn entweder ablenken oder zerstören. Die Größe des
Felsens lässt eine Katastrophe erwarten, die womöglich das Ende der
menschlichen Zivilisation bedeuten könnte. Er bekommt daher den Namen Schiwa,
der Zerstörer.
Benford und Rotsler folgen wie erwähnt dem bewährten Schema des
Katastrophenfilms und verbringen ungefähr die Hälfte des immerhin 600 Seiten
starken Buches damit, eine ganze Reihe von Charakteren einzuführen. Trotz
aller Bemühungen bleiben diese jedoch blass, und man hat als Leser den
Eindruck, dass die Handlung sich unnötig lang hinzieht, ohne dass viel
passiert. Im ersten Teil geht es hauptsächlich um politische
Intrigen, und das Warten auf die Ankunft des Asteroiden im Sonnensystem wird
streckenweise zur Geduldsprobe. Im zweiten Teil wird es endlich interessanter,
während die Situation sich nach und nach zuspitzt und schließlich eine
einigermaßen befriedigende Auflösung bringt.
Gestört hat mich an Wenn der Himmel auf die Erde stürzt vor allem
die Tatsache, dass so lange buchstäblich nichts passiert. Als völliger
Laie auf dem Gebiet der Physik habe ich mir wiederholt die Frage gestellt, ob
es nicht viel sinnvoller gewesen wäre zu versuchen, den Asteroiden
abzulenken, solange er noch weit draußen im All war. Tatsächlich wird man
aber erst unmittelbar vor dem zu erwartenden Einschlag aktiv. Vielleicht
diente es auch als erzählerisches Element, um die Spannung zum Ende hin zu
steigern, in diesem Fall dürfte das Bemühen aber für eine ganze Reihe von
Lesern zu spät kommen, die das Buch längst frustriert beiseite gelegt haben.
Vielleicht sollte es auch als Hinweis darauf verstanden werden, dass die
Menschheit noch nicht über die Technik verfügt, weiter hinaus ins All zu
fliegen als bis zum Mond. Es wird nicht genau erwähnt, wann die Geschichte
spielt, die Beschreibung der aktuellen Technik (Fotokopien, Speicherung von
Daten auf Magnetbändern) entspricht jedoch in etwa dem Stand der 80er Jahre
des 20. Jahrhunderts. Man hat den Eindruck, dass die Autoren bei diesen
trivialen Dingen ihre Fantasie nicht genügend bemüht haben, da der Schluss
des Buches - die Begegnung mit Schiwa - auf eine höher entwickelte
Technik schließen lässt.
Insgesamt hinterlässt die Lektüre von Wenn der Himmel auf die Erde
stürzt eher zwiespältige Gefühle. Auch wenn es ca. ab der
Hälfte ein recht unterhaltsames Buch war, wird es den Erwartungen an einen
spannenden Katastrophenroman letztendlich nicht gerecht. Zu empfehlen ist es
wohl nur den absoluten Fans dieses Genres.
|