Mutation, Michael Cordys zweiter Roman, ist ein Zukunftsthriller,
wie er hoffentlich niemals Wirklichkeit werden wird. Eine Gruppe
fanatischer Wissenschaftler hat sich vorgenommen, dafür zu sorgen, dass
Gewaltverbrechen fortan der Vergangenheit angehören sollen und ist
bereit, einen hohen Preis dafür zu bezahlen.
Die Geschichte beginnt damit, dass Luke Decker, der sein Leben der
Verfolgung von Straftätern, insbesondere Serienkillern, gewidmet hat,
erfahren muss, dass er nicht der Sohn des Mannes ist, den er sein Leben
lang für seinen Vater gehalten hat, sondern das Resultat einer
Vergewaltigung. Vor dem Hintergrund der Forschungen nach den Genen, die
bei Männern Gewalttätigkeit und Kriminalität auslösen, verfällt
Luke in Selbstzweifel. Ist er das, wozu seine Gene ihn prädestinieren,
oder besitzt er nach wie vor seinen freien Willen? Zusammen mit Kathy
Kerr, der Wissenschaftlerin, die das Forschungsprojekt, in dessen Rahmen
eine Gentherapie zur Behandlung von gewalttätigen Straftätern
entwickelt werden soll, initiiert hat, kommt er einer Gruppe von
Forschern auf die Spur, die bereits seit Jahren im Geheimen
Menschenversuche betrieben haben.
Der Glaube, es müsse ein Gen existieren, das für kriminelles
Verhalten verantwortlich ist, war lange Zeit weit verbreitet, und es
wurden durchaus ernsthafte wissenschaftliche Forschungen auf diesem
Gebiet betrieben. Bereits im 19. Jahrhundert war Francis Galton, der
Mann, der den Begriff der "Eugenik" geprägt hat, der Meinung,
man müsse die menschliche Rasse mit Hilfe der Wissenschaft
"verbessern". Im Dritten Reich gewann diese Lehre dann eine
Bedeutung, die wir inzwischen wohl lieber vergessen würden. Michael
Cordy hat in seinem Roman ein im Grunde altes Thema aufgegriffen und
modern aufbereitet, indem er die Möglichkeiten der Gentechnologie
weiter ausgesponnen hat. Das Genescope, das wir bereits aus Das
Nazareth-Gen kennen, wird zwar kurz erwähnt, spielt in
diesem Roman jedoch keine tragende Rolle. Schade eigentlich, das Konzept
hatte mir gut gefallen.
Mutation ist ein mehr oder weniger spannender Kriminalroman mit
sowohl futuristischen als auch konventionellen Elementen. Der Mix hat in
meinen Augen relativ gut funktioniert, wäre da nicht diese "Star
Wars"-Komponente gewesen; ich weiß nicht, ob es (auch) daran lag,
dass der Protagonist ausgerechnet "Luke" heißt, aber ich
musste unwillkürlich an Luke Skyewalker und Darth Vader denken, die
Parallelen drängten sich mir geradezu auf. Insgesamt hielt das Buch
nicht ganz, was es versprochen hatte, obwohl es um ein hochbrisantes
Thema geht. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich für
Serienkiller-Geschichten offensichtlich einfach nicht die richtige
Begeisterung aufbringen kann. Einen bleibenden Eindruck wird Mutation
bei mir daher nicht hinterlassen. |