Patricia Cornwell

Der Keim des Verderbens

Unnatural Exposure

Hoffmann und Campe, 1998

Die Kritik bezieht sich auf die deutsche Übersetzung von Tina Hohl.

Christinas Meinung

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Dr. Kay Scarpetta, Chefin der Gerichtsmedizin von Richmond, Virginia, untersucht eine Serie von Morden, bei denen die Leichen ohne Arme, Beine und Kopf auf Mülldeponien auftauchen. Als sie aber vor dem scheinbar jüngsten Opfer des Serienkillers steht, keimt in ihr von Anfang an der Verdacht, dass sie es hier mit einem Nachahmer zu tun hat. Der Killer schickt ihr unter dem Pseudonym deadoc per E-Mail kryptische Botschaften und Bilder vom Tatort. Kurz darauf bricht auf einer isolierten Insel vor der Küste eine geheimnisvolle Krankheit aus, mit der auch der letzte Torso infiziert war. Scarpetta und ihre Kollegen von FBI und Seuchenkontrollbehörde sehen sich mit einer Katastrophe von nationalem, vielleicht sogar weltweitem Ausmaß konfrontiert, und Scarpetta muss genau das tun, was sie auf jeden Fall vermeiden wollte: Sie muss über Internet mit dem Killer kommunizieren, um ihn in die Falle des FBI zu locken.

Patricia Cornwell war eigentlich die Autorin, die mir gezeigt hat, dass es zwischen der strickenden Miss Marple und dem kanonenschwingenden Macho-Privatdetektiv noch etwas anderes gibt und die mich damit zur eifrigen Krimileserin bekehrt hat. Leider hatte ich bei jedem Buch ein bisschen mehr das Gefühl, dass es ihr nur noch darum ging, ihre sorgfältig recherchierten Kenntnisse über die diversen Strafverfolgungsbehörden und ihre Methoden unterzubringen und nicht mehr darum, eine plausible Geschichte mit glaubwürdigen, dreidimensionalen Charakteren zu entwickeln. Nach TRÜBE WASSER SIND KALT habe ich eine lange Scarpetta-Pause eingelegt, weil ich dachte, ich hätte mich sattgelesen. Trotzdem wollte sich bei DER KEIM DES VERDERBENS nicht die Begeisterung einstellen, mit der ich die ersten drei Bände der Serie verschlungen hatte. Cornwells Bösewicht bleibt unpersönlich und stets außer Reichweite. Das Interesse an ihrer "Stammbesetzung", dem Polizisten Marino, ihrer Nichte Lucy, Profiler Benton Wesley, scheint sie mir schon seit einer Weile verloren zu haben. Sie sind zwar noch zugegen und werden auch in eigene Handlungsstränge verwickelt, bleiben aber flach und leblos. Man hätte sie gegen irgendwelche Figuren austauschen können, die noch nie aufgetreten sind, und niemand hätte den Unterschied bemerkt. Stattdessen wirft Cornwell wild mit Abkürzungen um sich und macht die Behörden zu teilweise interessanten, aber doch meist übermäßig trockenen Hauptfiguren ihrer Geschichte. Außerdem gewann ich nach einer Weile den Eindruck, dass sie einen gewissen Internetdienst als Sponsor gewonnen hat. Ein derart eklatantes Product Placement in einem Buch ist mir noch nicht untergekommen.

Patricia Cornwell kann zwar immer noch manches besser als viele andere, aber zu ihren Glanzzeiten hat sie mit DER KEIM DES VERDERBENS noch nicht zurückgefunden.

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Zuletzt aktualisiert am: Samstag, 24. Juni 2006

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