Zwölf Jahre sind vergangen seit Ausbruch der "Epidemie",
die eine neue Spezies Mensch hervorgebracht hat. Weltweit existieren ein
paar Millionen dieser neuen Kinder, doch die "alte" Menschheit
ist ihnen größtenteils nach wie vor nicht freundlich gesonnen. Man
fürchtet, dass sie Träger neuartiger Krankheiten sind und nennt sie
meist nur "Virus-Kinder". Die Regierung versucht der
vermeintlichen Gefahr zu begegnen, indem sie sie in speziellen Schulen
zusammenfasst, die eher militärischen Einrichtungen ähneln. Dort wird
versucht, ihre Andersartigkeit wegzuerziehen, um "normale"
Menschen aus ihnen zu machen - ein illusorisches Unterfangen, da die
Unterschiede genetisch sind und sich nicht einfach auf bürokratischem
Weg aus der Welt schaffen lassen. Besuche von Eltern und
Familienangehörigen sind streng reglementiert, es gelten dabei eher die
Regeln von Gefängnissen als die von Internaten.
Kaye und Mitch ist es gelungen, ihre Tochter Stella elf Jahre lang
vor dem Zugriff der Behörden zu schützen, doch schließlich müssen
sie machtlos zusehen, wie auch ihre Familie wie so viele andere zum
Wohle der Nation auseinandergerissen wird.
Ich weiß nicht, wie es anderen Lesern ergeht, aber mich hat der in Darwin's
Children beschriebene Rassismus - denn um nichts anderes handelt es
sich hier - ein bisschen an die Judenverfolgung im Dritten Reich
erinnert. Eine Bevölkerungsgruppe wird in Ghettos verbannt, der Umgang
mit ihnen ist unter Strafe verboten - Greg Bear spielt hier ganz
sicher auch mit der Urangst des Menschen vor dem Unbekannten und
Andersartigen. Statt das Auftreten einer neuen Spezies Mensch zum Anlass
zu nehmen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Gang der Evolution zu
gewinnen - was einige wenige tatsächlich tun - reagiert die
Mehrheit mit Angst und Misstrauen, das schließlich in Gewalt eskaliert.
Das mag mancher als abgedroschen empfinden, sieht man sich jedoch die
Geschichte der Menschheit genauer an, ist es ein nur allzu realistisches
Szenario. Die Darwin-Kinder, die Fortsetzung von Das
Darwin-Virus, bringt die Geschichte zu einem befriedigenden
Abschluss. Am Schluss werden noch einige lose Enden verknüpft, wer
auf ein richtiges Happyend hofft, wird allerdings enttäuscht. |