Greg Bear

Darwin's Radio

Das Darwin-Virus

Del Rey, 1999, Spektrum Akademischer Verlag 2001

Diese Kritik bezieht sich auf das amerikanische Original.

Monikas Meinung

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Ein Massengrab in Georgien stellt die mit der Untersuchung betraute Gruppe von Wissenschaftlern vor ein Rätsel: Die Toten, von denen man zunächst annahm, sie stellten einen sensationellen archäologischen Fund dar, sind in Wirklichkeit erst vor ein paar Jahren gestorben, und keineswegs auf natürliche Art und Weise. Es handelt sich um Männer, Frauen und Kinder, und es scheint so, dass ein ganzes Dorf ausgelöscht wurde. Noch schockierender ist die Tatsache, dass alle Frauen schwanger waren, als sie starben.

Zur selben Zeit werden in den Alpen die mumifizierten Überreste zweier Neandertaler gefunden, die ein Neugeborenes bei sich hatten, das verwirrend "moderne" Merkmale aufweist. Die beiden Funde scheinen zunächst in keinerlei Zusammenhang miteinander zu stehen, aber das Auftreten einer neuen Art von Influenza, die ausschließlich schwangere Frauen betrifft, bringt die Biologin Kaye Lang auf die Spur eines Retrovirus, das seit Millionen von Jahren in der menschlichen DNS vorhanden war und nun auf geheimnisvolle Art und Weise aktiviert wurde. Die Zukunft der Menschheit scheint bedroht zu sein, oder ist hier im Gegenteil ein Mechanismus der Artbildung am Werk?

Wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt, ob die Evolution des Menschen mit dem Auftreten der Art Homo sapiens sapiens beendet war? Seit ca. 100.000 Jahren hat der Mensch sich morphologisch nicht mehr verändert, auch wenn es eine Weile gedauert hat, bis wir angefangen haben, Städte zu bauen und den Weltraum zu erkunden. Greg Bear erfindet in Darwin's Radio eine neue Menschheit, die genau wie wir innerhalb einer - geologisch gesehen - extrem kurzen Zeitspanne durch einen evolutionären Sprung entsteht. Diese von der Darwinschen graduellen Sichtweise der Evolution abweichende Darstellung wurde in den siebziger Jahren erstmals von Niles Eldredge und Stephen Jay Gould vorgeschlagen. Sie nannten sie Punctuated Equilibrium, "unterbrochenes Gleichgewicht", eine Theorie, die im Wesentlichen besagt, dass Evolution nicht durch kleine Veränderungen über lange Zeiträume hinweg vor sich geht, sondern sprunghaft in isolierten Populationen. Auf die Menschheit angewandt eröffnet dies faszinierende Möglichkeiten für einen Autor, unsere Zukunft auszumalen.

Greg Bear ist mit Darwin's Radio ein spannender Roman gelungen, den man nicht leicht aus der Hand legt.

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Zuletzt aktualisiert am: Freitag, 16. Juni 2006

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