Simon Winchester
The Surgeon of Crowthorne
A Tale of Murder, Madness and the Oxford English
Dictionary
Penguin Audio Book (gekürzte Lesung), 3 CDs
Gelesen von Tim Pigott-Smith
ISBN 0-14-180183-2
In den USA erschien das Buch unter dem Titel: "The Professor
and the Madman"
Deutscher Titel: "Der Mann, der die Wörter liebte"
Monikas Meinung:
In The Surgeon of Crowthorne erzählt Simon Winchester
die Geschichte des amerikanischen Arztes William Chester Minor, der
zwanzig Jahre lang einer der produktivsten Mitarbeiter von James Murray,
dem Herausgeber des Oxford English Dictionary, war, ohne dass die beiden
sich je begegnet waren.
Die Geschichte beginnt mit einem Mord. Minor, der im Bürgerkrieg als
Chirurg in der amerikanischen Armee gedient hat, leidet - vermutlich
durch die Gräuel, die er in dieser Position gesehen hat - unter
Verfolgungswahn und erschießt in London auf offener Straße einen
Passanten. Das Gericht erkennt seine Unzurechnungsfähigkeit an und
verfügt, dass er in der psychiatrischen Anstalt Broadmoor in Crowthorne
inhaftiert wird. Weil er sehr wohlhabend ist, kommt er in den Genuss von
vielerlei Vergünstigungen - z.B. bewohnt er nicht eine, sondern zwei
Zellen, und es ist ihm gestattet, sich Bücher schicken zu lassen. Eines
Tages fällt ihm der Aufruf von James Murray in die Hände, der nach
ehrenamtlichen Mitarbeitern für sein Wörterbuchprojekt sucht, nach
Leuten, die für ihn die Literatur der letzten Jahrhunderte nach Zitaten
durchsuchen. Minor wird zu einem der eifrigsten Zitatsammler, doch
obwohl Crowthorne nur ungefähr eine Bahnstunde von Oxford entfernt ist,
erscheint er nie zu den Zusammenkünften und Feierlichkeiten, obwohl er
regelmäßig eingeladen wird. Nach vielen Jahren beschließt Murray,
selbst nach Crowthorne zu fahren und diesen seltsamen Dr. Minor, den er
für einen Arzt im Ruhestand hält, zu besuchen.
Simon Winchester erzählt die bizarre Lebensgeschichte von W. C.
Minor, die eng mit der Entstehung des Oxford English Dictionary
verbunden ist, fast wie einen Roman. Die Kürzung hat keinen Einfluss
auf das Verständnis, zumindest sind mir keine gravierenden Lücken
aufgefallen. Tim Pigott-Smith liest das Buch ausdrucksvoll vor, so dass
ich ziemlich bald gefesselt war von dieser äußerst bizarren
Lebensgeschichte, die teilweise so fantastisch anmutet, als stammte sie
aus der Feder eines Romanschriftstellers. Nebenbei erfährt man auch
noch eine Menge über die Entstehung des Wörterbuchs und nicht zuletzt
über die Zustände in psychiatrischen Einrichtungen um die
Jahrhundertwende. Alles in allem eine rundum gelungene Produktion. |
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Monika Hübner
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