Jetzt hat es den Herrn Witzigmann sozusagen
stellvertretend erwischt. Ich habe das Buch schon vor einer Weile
geschenkt bekommen, gekauft hätte ich es schon allein wegen des 's
nicht, auf dessen falsche Benutzung ich allergisch reagiere, welche
allerdings in der Neuauflage korrigiert ist.
Das Buch ist voll von wunderbaren, köstlichen
Rezepten, und ich wollte mich mal wieder daran probieren. Viele kann
man zu Hause gut nachmachen, und jetzt kommt die Krux: viele aber
nicht. Es werden teilweise nicht erhältliche Zutaten verwendet. Bei
Glukosesirup heißt es zum Beispiel wörtlich: „Er ist im Einzelhandel
nicht erhältlich; ein bekannter Konditor oder Bäcker gibt Ihnen auf
Bitten sicher etwas ab“. Zu dumm nur, wenn man keinen bekannten
Konditor hat. Vielleicht kann ich im Internet irgendwo einen
5-l-Kanister bestellen, aber damit ist mir auch nicht gedient.
Nun, so schlimm ist das eigentlich nicht. Eine
fantasievolle Köchin findet immer Mittel und Wege, ihr Rezept
trotzdem hinzukriegen. Der Aufreger ist vielmehr ein ganz anderer
Punkt. Witzigmann und viele andere gottgleiche Küchenkünstler
schreiben gerne Bücher über ihre tollen Kreationen, doch sorgen sie
von vornherein durch sorgfältige Rezept- und Zutatenauswahl dafür,
dass der gewöhnliche Sterbliche die Sachen nicht nachkochen kann,
wahrscheinlich in der Hoffnung, dass er den tollen Koch dann noch
mehr bewundert.
Vielleicht verlange ich zu viel. Aber ich möchte,
dass Bücher für mich geschrieben werden, dass ich als Leser Nutzen
und/oder Freude daran habe. Doch viele in den Adelsstand erhobene
Köche schreiben ihre Bücher hauptsächlich, um sich selbst zu
beweihräuchern. Und auf diesen Personenkult kann ich verzichten, den
gut nachkochbaren Rezepten zum Trotz.
Immerhin darf der Herr Witzigmann bei mir im Regal
stehen bleiben, weil manche Rezepte mich versöhnlich stimmen.
Hingegen dienen viele Bücher von Stars und Sternchen, die angeblich
ultimative Schönheits- und Jugendrezepte verraten, lediglich als
Werbeplattform für den Promi und verbreiten ansonsten heiße Luft.
Derartige Machwerke stelle ich noch in der Buchhandlung nach dem
ersten Durchblättern entsetzt zurück. |