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Bernard Werber

Die Ameisen

Diese Kritik bezieht sich auf das französische Original.

Monikas Meinung:

pawpawpaw

Jonathan Wells ist gerade arbeitslos geworden, als er unverhofft von seinem Onkel Edmond, den er nur ein einziges Mal als Kind gesehen hat, eine Wohnung erbt. Er zieht mit Sack und Pack bzw. mit Frau und Sohn um in die Rue des Sybarites, in der sich bald nach seiner Ankunft merkwürdige Dinge zutragen. Zunächst fällt ihm ein Brief seines Onkels in die Hände, in dem in Großbuchstaben steht: NIEMALS IN DEN KELLER HINABSTEIGEN. Jonathan bringt also ein großes Schloß an der Kellertür an und schärft seiner Frau und seinem Sohn ein, das Verbot zu respektieren. Nachdem er jedoch selbst auf der Suche nach seinem Hund wiederholt hinabsteigt und schließlich nicht mehr auftaucht, alarmiert seine Familie die Polizei.

Unterdessen macht der Leser Bekanntschaft mit einer völlig anderen Welt: Bel-o-kan, dem Reich der Ameisen. Werber berichtet uns von den Abenteuern des 327. Männchens, das sich auf seinen Hochzeitsflug vorbereitet und von seinen Begleiterinnen, von denen einige wenige dazu ausersehen sind, als Königinnen einen neuen Staat zu gründen. In Bel-o-kan scheint eine Verschwörung im Gange zu sein, und unsere Helden sollen einigen mysteriösen Todesfällen auf die Spur kommen, die nichts mit dem Einfall feindlicher (Ameisen-)Armeen zu tun haben.

Das Buch beginnt mit der Geschichte von ein paar Menschen, deren Geschick jedoch immer weiter in den Hintergrund tritt. Im Verlauf der Handlung übernehmen die Ameisen die Herrschaft über die Geschichte, und wir tauchen immer tiefer ein in das Reich der Insekten. Der Autor erschließt uns mit seiner Kenntnis eine faszinierende Welt, von der die meisten kaum Kenntnis haben dürften.

Wer weiß schon, wie zwei Ameisen miteinander kommunizieren und einander Botschaften vermitteln oder wie die Gesellschaft in einem Ameisenstaat tatsächlich organisiert ist? Durch seine Besessenheit, alles über diese Insekten zu lernen, läßt Jonathan Wells den Leser teilhaben an diesem faszinierenden Wissen. Die "wissenschaftlichen" Kommentare stammen samt und sonders aus dem Lebenswerk seines Onkels Edmond Wells, der "Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens", nach der auch ein dubioser Freund des Dahingeschiedenen sucht. Man vermutet, daß Edmond sie in dem verbotenen Keller versteckt hat...

Am Ende des Buches hat man den Eindruck, die Hauptakteure seien nicht die Menschen, sondern die Ameisen gewesen. Und tatsächlich kommt diesen eine immer größere Bedeutung zu, je weiter die Geschichte voranschreitet. Letztendlich haben sie auch ausgeprägtere Persönlichkeiten als die menschlichen Protagonisten, und man nimmt größeren Anteil an ihrem Schicksal, als man es sich vor Beginn der Lektüre hätte träumen lassen. Wer sich bei seinem nächsten Ausflug ins Grüne versehentlich in einen Ameisenhaufen setzt, der wird diesen wahrscheinlich mit völlig anderen Augen betrachten.

Bernard Werber (Jahrgang 1961) hat zehn Jahre als Wissenschaftsjournalist für verschiedene französische Zeitschriften gearbeitet, bevor er sich der Schriftstellerei verschrieb.

Heyne Taschenbuch (1994)
ISBN: 3-453-07504-8

Originaltitel: Les Fourmis

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Monika Hübner

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Zuletzt geändert: 02. September 2003