Robert Charles WilsonDarwiniaA novel about a very different twentieth centuryMonikas Meinung:
Im Jahre 1912 verändert sich die uns bekannte Welt über Nacht. Innerhalb weniger Stunden verschwindet der gesamte europäische Kontinent und macht einer unbekannten Wildnis Platz. Mit ihm verschwinden alle Städte und ihre Einwohner, selbst die Fossilüberlieferung spricht nun eine gänzlich andere Sprache. Darwinia, wie dieses wilde Land nun genannt wird, hat nichts mehr mit der restlichen Welt gemeinsam, hier scheint eine völlig andere Evolution am Werke gewesen zu sein. Der Fotograf Guilford Law, der als Vierzehnjähriger von Amerika aus das Schauspiel jener denkwürdigen Nacht miterlebt hat, schließt sich 1920 einer Expedition an, die ins Innere des neuen Kontinents vorstoßen soll. Er lässt seine junge Frau und seine vierjährige Tochter in Neulondon zurück, nicht ahnend, dass er sie ein halbes Menschenleben lang nicht wiedersehen wird. Ein seltsames Buch, das Wilson seinen Lesern hier präsentiert. Es hat mich fast die Hälfte der 300 Seiten gekostet, um mich an seinen Stil zu gewöhnen und mich in diese fremde Welt hineinzufinden. So fremd, wie eigentlich nur ein ferner Planet sein kann, und doch spielt die Handlung auf der Erde, auch wenn diese plötzlich eine völlig andere Geschichte hat, als man es gewohnt ist. Erst nach und nach wird der rote Faden gewoben, und man erfährt, dass die Ereignisse kein auf die Erde begrenztes, sondern ein kosmisches Ausmaß haben. Der Autor verwendet zur Erklärung Intermezzi, die die laufende Handlung unterbrechen, was jedoch nicht allzu störend ist. Das kosmische Gefüge ist aus den Fugen geraten und hat die Geschichte aller möglichen Welten miteinander vermixt. Die tatsächliche Geschichte Europas, wie wir sie kennen, hat woanders stattgefunden, und Guilford wird von seltsamen Träumen heimgesucht. Mehr soll hier nicht verraten werden. Das Buch ist kein spannender Reißer, den man in einer Nacht liest und dann wieder vergisst. Wenn man sich einmal hineingefunden hat, besticht es vielmehr durch seinen Erzählstil, der leicht altmodisch anmutet, und durch die wirklich ungewöhnliche Geschichte. Die Beschreibungen der ungezähmten Natur von Darwinia sind lebendig und lassen vor dem geistigen Auge ein völlig neues Bild von bekannten Landschaften entstehen. Schwieriger wird die Vorstellung bei der Tierwelt, hier hätten ein paar Illustrationen der Phantasie wahrscheinlich nachgeholfen. Aber auch wer kein ausgesprochener Science Fiction-Fan ist, kann mit DARWINIA auf seine Kosten kommen. Orion Books, London 1999 (britische Taschenbuchausgabe)
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Zuletzt aktualisiert am: Montag, 17. März 2003 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |