   
      
      Snow Crash
    Monikas Meinung: 
        
    Die Zeiten sind hart geworden für alle, die sich ihren
    Lebensunterhalt selbst verdienen müssen. Die Mafia kontrolliert sogar das
    Pizza-Universum, und so harmlose Jobs wie Pizzalieferant sind nun
    lebensgefährlich: Wer länger braucht als vorgeschrieben, um eine Pizza
    auszuliefern, verliert nicht nur seinen Job. Für Hiro Protagonist, den
    Protagonisten in Stephensons  Snow Crash, ist das jedoch nicht das größte
    Problem. Er hat zur Zeit andere Sorgen, denn im Metaversum, der virtuellen
    Cyberwelt, kommt es zu unerklärlichen Todesfällen, die angeblich von einem
    Computervirus, das wie eine Droge wirkt, verursacht werden. Jeder, der es in
    seinen Rechner lädt, läuft Gefahr, nicht nur seine Daten zu verlieren...
    Hiro, zu dessen zahlreichen Talenten auch das Computer Hacken zählt, kommt
    einer Verschwörung auf die Spur, die ihre Wurzeln in ferner Vergangenheit
    zu haben scheint. 
    Es ist zunächst relativ schwierig, in  Snow Crash einen
    roten Faden zu erkennen. Das Buch legt von Anfang an ein rasantes Tempo vor
    und springt von einem Szenario zum nächsten, ohne dass die Ereignisse in
    näherem Zusammenhang zu stehen scheinen. Dass sie alle miteinander verwoben
    sind, offenbart sich erst nach und nach. Ständig gibt es neue,
    überraschende Wendungen, die den Leser in Atem halten, wobei Stephensons
    teilweise staubtrockener Humor mehr als einmal dafür sorgt, dass man laut
    auflacht. 
    Der Roman, der inzwischen zu den Klassikern seines Genres
    zählt, ist darüber hinaus eine Art "sprachliche
    Achterbahnfahrt". Der Autor erfindet hemmungslos neue Wörter, um Dinge
    zu beschreiben, für die es bisher kein Wort gab; der Stil ist anfangs etwas
    gewöhnungsbedürftig, aber man findet sich ziemlich schnell hinein. Ich
    weiß nicht, ob es immer noch so wirkt, wenn man bereits ein Dutzend Bücher
    dieser Art gelesen hat, aber für mich war es neu und erfrischend, ein
    Leseerlebnis der besonderen Art. Interessant ist auch die Verknüpfung von
    der hypermodernen Computerwelt – repräsentiert durch das Metaversum, eine
    Weiterentwicklung des Internets, wie wir es kennen – und alten Mythen. So
    erfährt man ganz nebenbei etwas über die Sumerer, das Volk, das die
    älteste uns bekannte Schriftsprache hinterlassen hat. Was "Snow
    Crash" eigentlich ist, bleibt lange ein Geheimnis und wird erst gegen
    Ende der Geschichte verraten. Bis man es erfährt, hat man viel Zeit, um
    eine Welt zu erkunden, die im Grunde gar nicht so utopisch erscheint, wie
    Stephenson uns vielleicht glauben machen will. Der Autor, der selbst
    Programmierer ist, hat ein gutes Gefühl dafür, was er seinen Lesern
    zumuten kann, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. So ist  Snow Crash ein
    rundum gelungener Roman, der neugierig macht auf weitere Bücher von diesem
    Autor. 
    Goldmann, München, 1995 
    ISBN 3-442-23686-x
    Originaltitel: Snow Crash
        
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    Monika Hübner 
        
    
    
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    Zuletzt geändert: 02. September 2003
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