John E. StithDer Tag, an dem Manhattan geraubt wurdeMonikas Meinung:
Der Tag, an dem Manhattan geraubt wurde, versprach ein ganz normaler Tag zu werden, bis mitten in der Rush Hour plötzlich merkwürdige Dinge geschahen. Ein U-Bahnzug wird fein säuberlich mitten durchgeschnitten, inklusive aller Reisenden, die das Unglück hatten, sich ausgerechnet an der Schnittstelle aufzuhalten. An anderen Orten der Stadt passieren ähnliche Dinge. Alle, die sich in den Morgenstunden jenes Tages in Manhattan aufhalten, werden Zeuge, wie eine riesige Kuppel über den Stadtteil gestülpt und er mitsamt allen Bewohnern in die Höhe gehoben wird, immer höher hinauf und fort von der Erde... Ein riesiges Raumschiff scheint von allen bewohnten Planeten, die es finden kann, "Proben" zu nehmen, jedenfalls kommt es den Einwohnern von Manhattan so vor. Von einigen Punkten ihrer Stadt aus können sie auf andere Städte blicken, die ebenfalls an dem Raumschiff verankert sind. Das Ganze erweckt den Eindruck einer Art intergalaktischen Zoos, einer ganz besonderen Sammlung exotischer Tiere. Aber wer sind die Entführer, und warum bekommen sie sie nie zu Gesicht? Die Bürgermeisterin versammelt eine Gruppe von Leuten mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten um sich herum, die herausfinden sollen, was eigentlich vorgeht. Was bedeutet die fremdartige Inschrift an der Decke der Manhattan-Kuppel, und warum scheint es ihnen nicht erlaubt zu sein, zu den Bewohnern der anderen Kuppeln Kontakt aufzunehmen? Über angebliche Entführungen in Ufos hat man ja schon eine Menge gehört, aber Außerirdische, die gleich ganze Städte klauen, müssen eine merkwürdige Art von Humor haben. Die Vorstellung, dass jemand durch das All reist, um Lebensformen zu sammeln, um sie dann in Gehegen zu halten, ist schon recht absurd. John Stith macht die Probe aufs Exempel und schafft es zunächst ganz wunderbar, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken. Das Buch, das zunächst wie eine Parodie auf die Vorliebe der Menschheit für Haustiere beginnt, wächst sich schnell zum Drama aus. Zum Schluss bleibt einem das Lachen schier im Halse stecken, aber bis dahin verbringt man eine ganze Reihe spannender Lesestunden, in denen man mit den Einwohnern von Manhattan versucht, sich einen Reim auf die Situation zu machen. Obwohl die Charaktere relativ flach bleiben, ist die Geschichte interessant genug, um den Leser bei der Stange zu halten. Die Auflösung ist letztendlich weit weniger skurril als der Anfang des Buches vermuten lässt, aber nichtsdestotrotz befriedigend. Es ist sicher nicht das letzte Buch von Stith, das ich gelesen habe. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 1995
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Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 17. April 2003 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |