Der Protagonist eröffnet uns gleich im ersten Satz,
dass er von der Polizei gesucht wird. In seinem Versteck hat er
Zeit, sein Leben nochmals Revue passieren zu lassen. Lamento über
die Umstände sind genauso fehl am Platze wie das Bemühen der Moral.
Nüchtern, ohne Wertung und ohne Jammerei erzählt der Mann, um den
sich alles dreht, wie es dazu kam, dass er anderen Leuten in
betrügerischer Absicht das Geld abnahm.
Er erzählt frisch frei von der Leber weg und reiht
auf meisterhafte und vergnügliche Weise alle möglichen Geschichten
aneinander: seine harte Kindheit in Hamburg und die ersten Jahre als
selbständiger Mensch, wo er sich mühsam durchschlägt, das Ganze
durchsetzt von einem Lokalkolorit, den Kenner der Stadt schätzen
werden. Die Entdeckung seines Talents, zunächst als Drücker und
später als Versicherungsvertreter Leute vollzulabern. Die Wege des
Schicksals, die dazu führten, dass er auf einmal in einer
Anlagenberatung arbeitete. Das durch einen Fehler übriggebliebene
und verloren geglaubte Geld, das den Kauf diverser Annehmlichkeiten
ermöglichte und die Perfektionierung dieses Zufalls zum System.
Locker-flockig lässt er einfließen, wie er
ausgerechnet von jenen Unterstützung bekam, von denen man es am
wenigsten erwarten würde, und wie das Leben eben so spielt, das
Ganze durchsetzt von Börsenweisheiten.
Analytisch, wertfrei und voller Wortwitz zerlegt er
– mit einem glücklichen Familienleben gesegnet – die um ihn herum
scheiternden Beziehungen.
Wir lernen jedoch nicht nur Hamburg kennen, denn ein
reicher Betrüger streift auf seiner Flucht rund um den Globus, so
dass auch Andalusien, Brasilien und die Osterinsel Schauplätze des
Romans sind. Mit Letzterer beschäftigt sich der Protagonist
ausgiebig und hat auch eine gehässige Theorie, warum die Einwohner
diese Steinkolosse hergestellt haben.
Die Sprache ist ein brillantes Feuerwerk von
Metaphern und Beschreibungen, das Lesen durch und durch ein
Vergnügen.
Da der Autor auf Anführungszeichen verzichtet, ist
es gelegentlich nicht ganz einfach, einem Dialog zu folgen. Auch die
Einleitung von Rückblenden ist nicht immer klar erkennbar. Ob das
jetzt eine Schwäche oder Absicht war, entzieht sich mir, mindert
aber das große Lesevergnügen nur unwesentlich, deshalb die volle
Punktzahl. |